Hattingen. . Ungewöhnlich und ein Erfolg: Mädchen und Jungen der Weiltorschule leisten in den Pausen Sanitätsdienst und lernen dabei, sich um andere zu kümmern.
Blut läuft das Bein hinab. Geschockt schaut der Junge auf seine Wunde. Er ist beim Toben auf dem Schulhof hingefallen und hat sich beide Knie aufgeschürft. Doch noch bevor er zu weinen anfangen kann, sind schon die Sanitäter da. Das Besondere: Es sind Kinder, die die gelben Westen tragen, die den Jungen fragen, wie er sich fühlt, ihn beruhigen und ihm schließlich ein Pflaster auf seine Verletzung kleben. Die Weiltorschule an der Bahnhofstraße bildet Schüler von der ersten bis zur vierten Klasse im Schulsanitätsdienst aus. Für Grundschulen ist das außergewöhnlich.
„Meistens werden erst Schüler der weiterführenden Schulen darin ausgebildet“, sagt Lehramtsanwärterin Mariella von der Burg. „Doch der Fokus liegt bei uns nicht auf der Verarztung, denn die Schüler verständigen immer auch die Pausenaufsicht. Uns geht es darum, dass schon die Kleinen lernen, auf andere Acht zu geben, sich um andere zu kümmern und sie zu trösten, wenn es ihnen schlecht geht.“
Dafür gibt es auch den Tröstebär, der neben Verbandszeug, Kühlpacks und Pflaster im Rucksack immer parat ist. In jeder Pause haben drei Kinder aus unterschiedlichen Stufen Dienst. Der Plan hängt in jeder Klasse.
Mit offenen Augen spielen
Die kleinen Sanitäter spielen wie alle anderen auch am Klettergerüst oder Fußball, aber sie beobachten dabei gleichzeitig, ob ein Kind Hilfe braucht. „Wenn dann etwas passiert, müssen unsere Freunde verstehen, dass wir das Spielen unterbrechen müssen“, sagt Schulsanitäterin Nina (8).
Einmal in der Woche trifft sich die Gruppe. Mariella von der Burg erklärt den insgesamt 16 Grundschülern, wie sie sich im Notfall verhalten sollen. „Teamarbeit ist ganz wichtig, ebenso eine gute Verständigung zwischen den Kindern.“ Arbeitsblätter, eine Mappe gibt es nicht, die Gruppe setzt auf Praxis statt Theorie. Sie spielen Unfälle nach, um aktiv zu lernen. So ziehen sich die Mädchen und Jungen Handschuhe an und stellen sich vor, ein Mitschüler hätte eine Verletzung. „Wunden dürfen wir nicht direkt berühren“, weiß Nina.
Lehrer werden entlastet
Der Schulsanitätsdienst ist effektiv. „Seit der Einführung haben wir weniger Kinder, die uns Lehrer nach Pflastern fragen, die Kinder helfen sich selbst und Lehrer werden gleichzeitig entlastet“, freut sich Mariella von der Burg über den Erfolg.
Auch für einen Notfall außerhalb der Schule werden die Kinder ausgebildet. „Das ist wichtig, denn da sind vielleicht nicht sofort Erwachsene zur Stelle“, so Mariella von der Burg. „Im Ernstfall sollen Kinder die Notrufnummer 112 wählen. Dann gilt es die Fragen zu beantworten: Wo ist es passiert? Was ist passiert? Wie viele Verletzte gibt es? Welche Verletzung gibt es?“