Hattingen. . Reformtheologin: „Unter Insidern gilt er als heißester Tipp“
Hat das Kölner Domkapitel den Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (50) dem Papst wirklich als neuen Erzbischof vorgeschlagen? „Quatsch“, sagt Bistumssprecher Ulrich Lota. Und fügt kopfschüttelnd hinzu: „Solche Geschichten kommentieren wir nicht.“
Andere, wie etwa die Reformtheologin Magdalena Bussmann, sehen durchaus einen beträchtlichen Wahrheitsgehalt in der vom „Kölner Stadtanzeiger“ verbreiteten Meldung, wonach neben Overbeck der Trierer Bischof Stephan Ackermann und der Kölner Diözesanadministrator Stefan Heße als Meißner-Nachfolge empfohlen werden. „Unter Insidern gilt Overbeck als heißester Tipp“, sagt die Kirchenkritikerin.
Zwar hält sie den Ruhrbischof für einen grundkonservativen Kirchenmann, allerdings habe er seit Amtsantritt 2009 eine bemerkenswerte Wandlung vollzogen. Sie spricht sogar von einer „Kehrtwende um 180 Grad“: eine Anspielung auf Overbecks Konflikt mit Homosexuellen in der katholischen Kirche. Heute pflege Overbeck auch den Dialog mit Schwulen und Lesben.
„Von allen Kandidaten hat er am besten begriffen, was die Stunde für die Kirche geschlagen hat“, findet Bussmann. Overbeck sei jung, intelligent und gehe auf Menschen zu. Zwar sei er bereit, die Kirche zu erneuern, allerdings bleibe er in Schlüsselfragen dogmatisch. So lehne er Weiheämter für Frauen ab, beharre auf dem Zölibat-Gebot und widersetze sich einer „grundsätzlichen Lockerung der rigiden Sexualvorschriften“. Bussmann geht ferner davon aus, dass „Franz-Josef Overbeck den Rest seines wahrscheinlich langen Bischofslebens nicht in Essen zu verbringen gedenkt, sondern wohl nach Höherem strebt.“
Grundsätzlich sind die Vorschlagslisten, die die Bistümer nach Rom schicken, streng geheim. Dass ein Domkapitular gegen seine Verschwiegenheitspflicht verstößt, gilt in Kirchenkreisen als „unvorstellbar“. Die jüngste Personalie in Freiburg hat gezeigt, dass der Papst seinerseits eine höchst eigenwillige Vorschlagsliste ans Bistum zurückschickte. Auf ihr fand sich kein einziger der Namen wieder, die Freiburg gewünscht hatte.