Hattingen. . Die Altstadt ist Aushängeschild und Ausrufezeichen Hattingens. Das Stadtidyll spielt mit der Tradition und begreift ständige Veränderungen als Chance

„Beständig ist nur der Wandel“ formulierte einst der griechische Philosoph Heraklit. Der Satz ist deutlich älter als die Altstadt, trifft den Blick auf Hattingens gute Stube zwischen gestern, heute und morgen allerdings genau. Gerade weil die Tradition im heimeligen Idyll der Fachwerkhäuser einen so großen Stellenwert hat, sind Veränderungen als Garant für die Zukunft so wichtig. Gut dosiert, versteht sich. Nicht so wie in Klein Langenberg. Jenem Innenstadt-Quartier, das Anfang der 1970er Jahre im Zuge flächendeckender Sanierungsmaßnahmen abgerissen wurde, um Platz für Karstadt zu schaffen. Stadt-Koordinaten, bei denen man froh ist, dass nach jahrelangem Leerstand jetzt mit Kaufland wieder neues Lebens eingezogen ist.

Große Veränderungen springen ins Auge. Doch auch die kleinen schreiben wichtige Geschichte(n). Nicht umsonst fängt Georg Hartmann bei den Restaurants und Kneipen an, wenn er vom „neuen Reiz der Altstadt“ spricht.

„Die Gastronomie wandelt sich leise, aber spürbar“, hat der Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins wahrgenommen. Die Zeit der oft krawallig-lauten Nächte sei vorbei. Geselligkeit werde feiner. Dem trügen neue Angebote wie etwa Cocktail-Bars nun Rechnung. „Bei allen Richtungswechseln: Die Mischung muss stimmen“, meint Hartmann. Und da sei die Altstadt gut aufgestellt. Wenn der oberste Tourismus-Werber sagt, Hattingen müsse anziehend sein, schwingt Kritik mit. Ginge es nach ihm, wäre man noch anziehender – mit besserer Beschilderung, mehr Busparkplätzen. „Besucher müssen uns auch finden können.“

Veränderungen nimmt auch Jürgen Schwiese wahr. Der Kaufmann hat einen geteilten Blick auf die Stadt. Vor sieben Jahren schloss er sein Kaufhaus Schwiese an der oberen Heggerstraße. Der Standort verdörre, sei ein Stiefkind der Stadt, schimpfte Schwiese damals. 2010 versuchte er es dann erneut in einer 1-b-Lage – und eröffnete zusammen mit seiner Frau am Steinhagen ein Wäschegeschäft.

„Da war das St.-Georgs-Viertel tot“, erinnert sich Jürgen Schwiese. „Jetzt lebt es wieder, hat keine Leerstände mehr. Und warum? Weil alle Geschäftsinhaber motiviert sind, Engagement zeigen, einen Verein gegründet haben. Jetzt wollen wir sogar die Grünanlagen selbst gestalten und pflegen.“

Apropos gestalten und pflegen: Da gibt es noch einige Baustellen in der Altstadt. Kleine wie den vom Land verordneten Rückzug der Stadt aus Finanzhilfen für Denkmalschutz und die Folgen für die Hauseigentümer. Große wie die Neugestaltung des Rathausplatzes. Und die Frage, ob sich Erfolg wiederholen lässt. Konkret: Schaffen die Händler im Mühlenviertel, was im St.-Georgs-Viertel funktioniert?