Hattingen. . Regina van Dinther und Alfred Schulte-Stade lieben ihren Stadtteil Winz-Baak. Sie loben die Stärken, finden kaum Schwächen – und lehnen Leuchtturm-Projekte ab.

Regina van Dinther lebt mit ihrer Familie in der fünften Generation in Winz-Baak. Und: Sie werden bleiben. Ihre beiden Kinder Viktoria (24) und Moritz (22) haben ein klares Bekenntnis zum Stadtteil abgelegt. Und so wird der ehemalige Bauernhof der Familie mit viel Grün drumherum und der Nähe zur Ruhr auch weiterhin ein Treffpunkt für Jung und Alt sein. Regina van Dinther liebt familiären Trubel im heimischen Wohn-Idyll. „Heimat ist, nach Reisen immer wieder gern zurückzukommen“, sagt die Politikerin. Damals, als Landtagspräsidentin, war sie mehr unterwegs. Jetzt, als Abgeordnete, kann sie öfter daheim bleiben. Und freut sich auch.

In Winz-Baak sei die Welt noch in Ordnung, sagt van Dinther. Die Gegend grün, die Stadt nicht weit (nach Essen und Bochum geht’s zu Fuß), Bäcker und Kneipe, Kirche und Schule, selbst die Apotheke noch da, die Vereinswelt intakt. „Herrlich“, sagt die 56-Jährige.

Starke Verkehrsbelastung: Bochumer- und Wuppertaler Straße sorgen für Dreck und Lärm; Wohnungsbestände mit gravierenden Defiziten: Rauendahl, Bachstraße und Im Welperfeld sind Quartiere mit großem Handlungsbedarf; Riss durch den Stadtteil: Winz-Baak ist zweigeteilt, es existiert keine Ortsmitte; fehlende Infrastruktur: Es gibt kaum Radwege – dafür einige Angsträume.

Negativ-Liste relativiert

So steht es im Stadtentwicklungskonzept 2030, mit dem sich die Politik und Verwaltung auf den Weg in die Zukunft gemacht haben. Eine Negativ-Liste, die Regina van Dinther nicht ignoriert. Wohl aber relativiert. „Ich bin sehr für eine Sichtweise, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt“, sagt sie. Wer im Stadtteil alt werden wolle, finde in Winz-Baak kaum barrierefreie Wohnungen oder Pflegeangebote. „Hier gibt es Handlungsbedarf“, sagt sie. Was es bei ihr nicht gibt: den Wunsch nach Leuchtturm-Projekten. Den Plan der Stadt, die Königsteiner Straße zur Ruhr-Promenade umzubauen, findet sie „lustig“. Und völlig falsch.

Erst müssten Straßen geflickt, Schulen saniert, Spielplätze gebaut werden, findet die Politikerin – „damit junge Menschen im Stadtteil bleiben oder neu hinzukommen“.

Alfred Schulte-Stades Stadtteil-Treue ist mit einem Superlativ belegt. Seit dem 13. Jahrhundert ist seine Familie in Winz-Baak verwurzelt. Sehr naturnah, sehr innenstadtnah und sehr gut versorgt fühlt sich der Gastronom und Inhaber des Schultenhofs dort untergebracht. Schwächen? Fehlanzeige! Winz-Baak ist wunderschön, sagt der Unternehmer.

Und eine neue Ruhr-Promenade? „Muss nicht sein“, sagt Schulte-Stade. „Zum Spazierengehen reicht doch auch ein Weg.“