Hattingen. . Der Leserbeirat übt Kritik an Plakaten und Flyern zur Wahl mit spärlichen Inhalten. Veranstaltungen der Parteien wurden vermisst. Genug Diskussionsstoff hätte es gegeben, finden die Mitglieder unseres Beirats.
Ein Wahlkampf hat im Vorfeld dieser Kommunalwahl nicht stattgefunden: Darin ist sich der Leserbeirat dieser Zeitung einig, der sich am Donnerstagabend in der Redaktion traf. Dabei hätte es diskussionswürdige Themen für einen politischen Schlagabtausch gegeben.
„Das Einzige, was ich inhaltlich gelesen und gesehen habe, habe ich aus der WAZ“, bemerkt Harald Gesing. Die Parteien selbst, so der Tenor der Runde, hätten inhaltlich nicht viel geboten. Auf den Wahlplakaten „sind nur Schlagworte drauf. Freies WLAN. Weniger Staus. Natürlich sagt da jeder Ja. Aber wie soll das erreicht werden. Die Antworten stehen da nicht“, moniert Thorsten Breitenbach. Ingrid Ackermann merkt an, dass sich das schlecht alles auf ein Plakat bringen lasse. Wenig bis nichts zur Stadtpolitik würden die Flyer aussagen, die er von CDU, SPD, Grünen und FDP erhalten habe, sagte Wilhelm Schulze. Er merkt auch an: „Bei der letzten Kommunalwahl hat es in Blankenstein drei SPD- und zwei CDU-Wahlinfoveranstaltungen gegeben. Dieses mal war nichts.“
Das Problem sieht Hans-Werner Tyczewski woanders: „Worüber hätte der Wahlkampf stattfinden sollen? Keiner kann Versprechungen machen, die nach Geld riechen. Das geht in Hattingen aus wirtschaftlichen Gründen nicht.“
Das Stadtmuseum hält die Runde für ein Wahlkampf-fähiges Thema. Oder die Schulen. „Da gibt es viel zu diskutieren“, findet Wilhelm Schulze, „zum Beispiel über die Schließung der Marie-Curie-Realschule“. Was passiert mit den Gebäuden? Kann man sie für die Inklusion nutzen? „Es geht ja oft nicht nur um die Schließung der Schule“, merkt Cornelia Dauben an, „an der Grundschule Rauendahl gab es zum Beispiel ein Bad, einen Sportplatz, eine Sporthalle. Da hängt ja viel dran. Das fällt dann auch weg.“
Gefehlt hat der Wahlkampf nicht
Dennoch: Wirklich gefehlt hat der Wahlkampf Harald Gesing nicht. „Ich hatte kein dringendes Bedürfnis, etwas zu hören.“ Ob das Fazit denn dann sei, dass es Hattingen gut gehe, wollte WAZ-Lokalchef Ulrich Laibacher wissen. „Man hat sich wohl nur damit abgefunden, dass man nichts ändern kann“, antwortet Thorsten Breitenbach. „Bei vielen Themen ist der Einfluss der Stadt gar nicht groß genug“, findet Hans-Werner Tyczewski. Letztlich, meint Ingrid Ackermann, „mache ich meine Wahlentscheidung als politisch interessierter Mensch auch nicht vom Wahlkampf abhängig. Ich habe ja in den letzten Jahren beobachtet, was passiert ist. Danach wähle ich.“ Natürlich finde man nicht immer alles toll, was gemacht und entschieden würde. „Ich wähle die, die mir am nächsten stehen.“ Einstimmigkeit herrschte darüber, dass die Wahl spannender gewesen wäre, wenn parallel die Bürgermeisterwahl stattgefunden hätte. „Was das kostet, wenn extra gewählt wird“, ärgert sich Tyczewski.
Wichtige Themen, so ergab die Diskussion, würden eher auf den Stadtteil bezogen diskutiert. „Dann macht auch eine Diskussion auf Stadtebene keinen Sinn“, urteilt Harald Gesing.
Tyczewski sieht noch ein anderes wichtiges Thema: „Man muss sich Gedanken machen, wie man Hattingen auch für Auswärtige noch attraktiver machen kann.“ Die Anbindung Hattingens an den Ruhrradweg kritisierte er. „Nach Hattingen kommt man schlecht hoch.“
Hinsichtlich der EU-Wahl merkte Tyczewski an, da könne „man ja würfeln, was man wählt. Die Meinungen der Kandidaten sind kaum unterschiedlich.“ Die Diskussionen nannte Gesing eine „Therapie gegen Schlaflosigkeit“.