Hattingen. . Vor der anstehenden Kommunal- und Europawahl buhlen die Parteien um die Wähler-Gunst. Überall in der Stadt hängen Plakate, die politischen Inhalte bleiben dabei aber im Dunkeln.

„Wahlplakate gucke ich mir gar nicht mehr an“, erklärt Johanna Lansing – die Flut an Informationen sei zu groß. An Straßenrändern prangen politische Botschaften, von Laternen-Masten lächeln Politiker auf potenzielle Wähler herab. „Gesichter sind schnell vergessen“, so die 24-Jährige, Textzüge nehme sie häufiger wahr, trotzdem: „Die politische Botschaft bleibt oft im Dunkeln.“

Vor der anstehenden Kommunal- und Europawahl buhlen die Parteien im Straßenwahlkampf mit verschiedenen Taktiken um die Wähler-Gunst. „Wir möchten unsere Botschaften mit Lokal-Bezug transportieren“, erklärt Tanja Reichenberg, FDP-Stadtverordnete. Daher habe die Partei auf Kandidaten-Köpfe verzichtet und wirbt mit blauen Herzen auf gelbem Untergrund. „Das Herz symbolisiert unseren Einsatz für die Stadt“, erklärt Reichenberg die Botschaft. Für den Betrachter ist diese kaum erkennbar – allein der Wiedererkennungswert zählt: „Über unsere Herzen wird gesprochen.“

Die SPD setzt dagegen auf Kandidaten-Porträts. „Fotos bieten den Wählern eine Identifikationsmöglichkeit“, so SPD-Stadtverbandsvorsitzende Sabine Kelm-Schmidt. Neben Bürgernähe steht für die Sozialdemokraten das Gemeinschaftsgefühl im Mittelpunkt. Auf lange Texte verzichtet die SPD dabei. So stünde ein Plakat mit vielen bunten Stiften beispielsweise für den Inklusionsgedanken. Doch das erschließt sich ohne Erklärung auch auf den zweiten Blick kaum.

Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Gerhard Nörenberg unterstreicht derweil eine wichtige Aufgabe der Wahlplakate: „Sie informieren über eine anstehende Wahl und wecken das Wähler-Interesse.“ Auch die Union wirbt mit lächelnden Kandidaten, während das kommunale Wahlkampf-Thema „Solide Finanzen“ nur in einem kurzen Slogan angerissen wird – das wie bleibt offen. „Unsere Texte sollen Menschen zum Nachdenken anregen“, erklärt dagegen Christian Preuß vom Ortsverband Die Linke. Diese wirbt mit Slogans wie „Mehr Geld für unsere Stadt“ zwar lokal, aber wenig inhaltlich um die Wähler-Stimme.

Kein Platz für Inhalte

„Auf einem Plakat ist kaum Platz für politische Inhalte“, stellt Frank Staacken, Fraktionsvorsitzender der Grünen/FWI, fest. Der Slogan „Wir können grün“ gibt folglich wenig Auskunft über die lokalen Ziele der Partei. Die Piraten machen indes das Weiltor zum Thema ihrer Plakate, fordern „frag doch mal den Bürger“. Eine eigene Stellungnahme gibt es aber nicht. „Alles nur Sprüche ohne Inhalt“, erklärt Passant Manfred Rechenberg (73) resgniert: „Ich beachte die Plakate gar nicht mehr.“