Hattingen. . Bilanz nach einem Jahr Rauchverbot ist durchwachsen: Kneipensterben blieb aus, aber Anwohner beschweren sich. Änderung der Sperrstunde möglich.
147 Lokale – Cafés, Kneipen und Gaststätten – unterliegen in Hattingen den Regelungen zum Nichtraucherschutz. Heute vor einem Jahr war der letzte Tag, an dem in Kneipen geraucht werden durfte. Viele befürchteten deshalb, ihren Laden bald dichtmachen zu können. Nach einem Jahr fällt die Bilanz in Hattingen durchwachsen aus: Zwar blieb die Zahl der Lokale nach Angaben der Stadt nahezu konstant, in die Höhe geschnellt ist aber die Zahl der Beschwerden von Anwohnern wegen der Lärmbelästigung. Die Stadt geht deshalb mit erhobenem Zeigefinger auf die Gastwirte zu, schließt sogar eine Veränderung der Sperrzeit nicht aus.
„Das Rauchverbot hat fatale Auswirkungen. Die Gäste bleiben aus“, berichtet Wirt Wilfried Peters. Im Bürgerkrug in Welper hatte er im Jahr 2008, als das Nichtraucherschutzgesetz mit Ausnahme-Regelungen in Kraft trat, einen der ersten Raucherclubs in Hattingen gegründet – und so versucht, Bürokratie mit Bürokratie zu bekämpfen. 70 „aktive Mitglieder“ schon zu Beginn gaben ihm Recht. Seit einem Jahr gilt nun: Raucher müssen draußen bleiben.
Das wiederum macht vor allem den Altstadt-Wirten zu schaffen. Während im Sommer Außengastronomie normal sei, habe es gerade in den Wintermonaten zahlreiche Beschwerden gegeben über Gäste, die sich lautstark unterhielten, berichtet Stadtsprecherin Susanne Wegemann. Die Stadt hat darauf reagiert und alle Gastwirte angeschrieben, sie sollen auf die Einhaltung des Lärmschutzes im unmittelbaren Bereich ihres Betriebes achten. Andersfalls drohen Bußgelder bis zu 5000 Euro. Und auch eine Herabsetzung der Sperrzeit von derzeit 6 auf 1 Uhr zieht die Stadt als letzten Ausweg in Erwägung.
Bislang wurden mehrere Verwarnungen ausgesprochen und zwei Bußgeldverfahren eingeleitet. „Außerdem läuft eine Klage“, erläutert Wegemann. Mit der reagierte einer der Gastwirte auf das Bußgeld. Weil die Dichte von Gastro-Betrieben in der Altstadt so groß sei, sei es schwierig, den Verursacher von Lärm auszumachen, räumt die Stadtsprecherin ein. Auch sei das persönlich Empfinden von Lärm sehr unterschiedlich.
Wechsel in der Gastronomie
Das befürchtete Kneipensterben zumindest blieb aus, bestätigt Georg Hartmann, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins: „Grundsätzlich gab es Wechsel in der Gastronomie, aber soweit ich weiß, stand keiner der Wechsel im Zusammenhang mit dem Rauchverbot.“