Hattingen. Lesung in Haus Custodis beleuchtet die Ermordung des Erzbischofs von Köln durch Gefolgsleute des Grafen von Isenberg. Ein Nachfahre der Familie, der Autor Henning Isenberg, schrieb dazu einen Roman.
7. November 1225. Der Erzbischof von Köln liegt tödlich verwundet im Hohlweg von Gevelsberg. Den bekanntesten Kriminalfall des Mittelalters unserer Region einmal aus der Perspektive der Täter beleuchten – das verspricht der historische Doppelroman „Das Friedrich-Lied“.
Autor Henning Isenberg, ein Nachfahre der Isenberg-Familie, stellte gemeinsam mit seinem Vater, der einige ausgewählte Textpassagen verlas, sein neuestes Werk im voll besetzten Haus Custodis vor. Viele Gäste verbanden den Aufstieg zur Burg mit einem Abendspaziergang, besichtigten die Isenburg deren detailreiche Beschreibung sie in dem Roman wiederfinden sollten.
„Mit den Erzählungen meines Vaters hat alles begonnen“, so Isenberg, der heute in Stuttgart lebt. Schon immer von mittelalterlicher Literatur fasziniert, schildert er in seinem Roman die Geschichte aus der Sicht der Isenbergs. „Viele historische Schilderungen erfolgen nur aus der Perspektive der Kirche“, sagt Henning Isenberg. Die Kirche habe damals sehr dogmatisch gewirkt, das Gespür der Menschen war jedoch anders. Eine weitere Motivation für den Roman war es, zu verdeutlichen, dass seine heimische Region eine Geschichte hat. „Ich wollte nicht, dass das vergessen wird“, unterstreicht der Autor.
Der Roman entführt ins frühe 13. Jahrhundert, wo Friedrich sich auf dem Kreuzzug des Welfen-Kaisers Otto IV die Sporen der Ritterschaft verdienen will. Doch statt Ruhm und Ehre im Morgenland, erwarten ihn unerbittliche Lehrjahre im Abendland. Zwischen Hochpolitik und Kirchendogmen kämpft er sich Jerusalem entgegen, das er jedoch nie erreichen wird. Stattdessen erfährt er sein eigenes Geheimnis. Eine abenteuerliche Erkenntnisreise zwischen Mittelalter, Psychologie und Mythologie beginnt.
Nicht nur gut und böse
Immer wieder verweist Isenberg in seinem Werk auf Chrétiens Parzival der, genau wie sein Held Friedrich, die Gepflogenheiten des Adels erlernt und den Weg des Erwachsenwerdens beschreitet. Die Einleitung des Romans bildet das Elsterngleichnis. Hier werden die Analogien des zweifarbigen Federkleides einer Elster bezogen auf die sinnfällige Gegenüberstellung von Wankelmut und treuer Ergebenheit. Isenberg unterstreicht damit, dass es in seinem Roman wie im wirklichen Leben nicht nur schwarz und weiß, gut und böse gibt, sondern alles – wie das Gefieder der Elster – ineinander übergeht