Hattingen. . Der junge russische Pianist Eduard Kiprsky spielte ein Konzert im Alten Rathaus und tastete sich dabei immer stärker in die Töne hinein. Er erwies sich als Meister in der Interpretation unterschiedlicher Epochen.
Klassik von Beethoven und Werke des 20. Jahrhunderts von Prokofiev, Debussy und Strawinsky standen im Alten Rathaus auf dem Programm des jungen russischen Pianisten Eduard Kiprsky.
Er zeigt sich als Meister in der Interpretation unterschiedlicher Epochen: Eduard Kiprsky überzeugte das Publikum durch eine stilsichere Verbindung von klassischer Form und frühromantischer Expressivität in Ludwig van Beethovens Sonate Nr.3 op.31. Eduard Kiprsky scheint sich immer stärker in die Töne hineinzutasten und entfaltet dabei eine mitreißende romantische Klangwelt, die seinen Zuhörern begeisterte Bravorufe entlockte.
Kammermusikalische Subtilität kommt auch in Serfej Prokofievs Sonate Nr.6 op.82 zur Geltung: Verfremdete, grell aufblitzende Harmonien mit pentatonischen Anklängen, aber auch romantische Reminiszenzen bestimmen die Klangsprache des Werkes; rhythmisch fällt der maschinenhafte, wie gebrochene Duktus repetierter Motive auf, der in deutlichem Kontrast zu liedhaft-fließenden romantischen Themen steht. Diese stilistische Ambivalenz meistert Eduard Kiprsky souverän mit kraftvollem Anschlag und einer höchst differenzierten Artikulation, die den unterschiedlichen Charakter der musikalischen Welten betont und doch durch entschiedene Formgebung eine Einheit daraus entstehen lässt.
Puppenhaft
Klangwellen, aus denen sich wiederkehrende Motivfragmente herauskristallisieren, die nahezu unmerklich in Entwicklungsprozesse übergehen, markieren „Doktor Gradus ad parnassum“, den ersten Teil von Claude Debussys Kinderstück „Children’s Corner“. Lautmalerische Elemente charakterisieren „Jimbo’s Lullaby“ und „The snow is dancing“; wie ein concerto en miniature wirkt die „Serenade for a doll“, deren puppenhafter Charakter durch die dezenten Staccati von Kiprskys Artikulation betont wird. Ein pastorales Idyll und ein frivoler kleiner Tanz runden Debussys zauberhaftes Kinderstück ab.
Schwungvoll und gestochen scharf formt Kiprsky den mit seinem repetitiven Rhythmus an ein perpetuum mobile erinnernden „Danse russe“ von Igor Strawinsky aus „Trois Mouvements de Pétrouchka“; das lautmalerisch-expressive „Chez Pétrouchka“ ist durch abrupte Stimmungswechsel, rhapsodische Struktur und grell-flirrende Harmonien charakterisiert. Mit „la semaine grasse“ und dem Hummelflug von Nikolai Rimsky-Korsakov klingt ein hinreißendes Kammerkonzert aus.