Hattingen. . Meike Rost kann nach einem fünffachen Beinbruch im Moment zwar keine Möbel bearbeiten, kurvt aber im Rollstuhl durch ihr Geschäft im Krämersdorf und flicht Kränze im Sitzen. Dabei kommen ihr neue Geschäftsideen.
Dass ihre Knochen schlimm was abbekommen hatten – das Schienbein war fünfmal gebrochen –, hat Meike Rost sofort gespürt. „Das Knie hing ganz schief“. Trotzdem war ihr erster Gedanke nach dem Sturz beim Dekorieren zu Hause nicht „Oh Gott, mein Bein“, sondern „Oh Gott, mein Laden“. Durch den kurvt die 45-Jährige im Rollstuhl, umrundet geschickt Möbel und mehr in ihrem Geschäft Lebens-Art, auf dem Schoß einen Kranz, den sie für eine Auftraggeberin mit Seidenblumen und anderen Elementen verziert.
„Es hätte schlimmer kommen können, ich habe noch Glück gehabt“, sagt die Selbstständige, die sich im Krämersdorf längst eingelebt hat und die gute Nachbarschaft dort schätzt. Der langgehegte Traum vom eigenen Laden, eröffnet im Oktober – er hätte schnell ausgeträumt sein können.
Doch die Hattingerin ließ sich nicht hängen. Eine Woche war geschlossen mitten im Adventsgeschäft. Sonst hielt sie mit viel Unterstützung von Freunden die Öffnungszeiten ein. „Ich kann nicht jemanden einstellen, den Laden aber auch nicht zulassen.“ Selbst während der drei Wochen Krankenhausaufenthalt im Bochumer Bergmannsheil war geöffnet.
Sogar in der Klinik konnte die gelernte Floristin mit dem Hang zum Selbermachen und der Vorliebe für Shabby Chic die Finger nicht vom Dekorieren und Verschönern lassen. Sie half dort den Weihnachtsbaum zu schmücken – „ich unten, andere oben“. Auch ihr Kreativ-Heft, in das sie Einfälle sofort einträgt, hatte sie dabei und fütterte es fleißig mit Ideen.
Ihr Mann oder Freunde bringen sie morgens ins Geschäft, wo sie erledigt, was im Sitzen gemacht werden kann. Schon als sie noch Kind war, hatten Nachbarn gesagt, „die wird mal Floristin“, weil sie besonders gern Blumen arrangierte und aus dem was machte, was im Garten so wuchs.
Spazieren fährt sie auch im Rollstuhl nur mit Tüte, in die Blätter, Rinde oder andere Dinge wandern, die später verarbeitet werden können. Lebens-Art ist nicht nur ein Name, sondern „meine Art zu leben“. Meike Rost geht gern auf Flohmärkte, sammelt alte Möbel und streicht sie am liebsten weiß, weil dann auch unterschiedliche Stile so gut zusammenpassen.
„Die Kommode dort, sie ist noch nicht ganz fertig,“ hat sie im Haus bekommen. Tischläufer, Bilder und Kissen stammen aus eigener Produktion. Den Rücken einer Sitzbank bildet ein altes Betthaupt, ein anderes ziert die Wand. „Ich mag Möbel mit Geschichte“, sagt die Hattingerin, die mit den Sachen auch die Keller und Garagen von Freunden füllt. Bis zur endgültigen Verwendung in ihrem Geschäft. Aus einem runden Tisch beispielsweise hat sie zwei halbrunde gemacht. Vieles wandelt sie nach ihrem Geschmack ab. Was im Laden steht, wird verkauft. Für Hochzeiten hat sie schon Bestellungen angenommen. Auch für Beerdigungen würde sie gern Kränze machen.
Doch damit will sie warten, bis sie wieder laufen kann.