Hattingen. Mit Notgruppen versucht die Stadt, Interessen gerecht zu werden. Die meisten Schüler kommen zum Unterricht, nur wenige fehlen in Gymnasien.
In der Brust von Iris Michallek, bei der Stadt zuständig für Kindergärten, schlagen zwei Herzen: Für Kinder und Eltern, aber auch fürs Personal, das gestern beim Verdi-Warnstreik für Lohnerhöhung kämpfte. „Ich möchte den Eltern helfen, aber auch gute Bedingungen fürs Personal. Das ist schwierig.“ Sie glaubt aber, dass der Spagat gut gelungen und ein Streiktag für die meisten zu meistern ist.
Im Vorfeld war aufgeklärt worden, mehrere Einrichtungen boten Notgruppen an. Hauptsächlich für Kinder, die auch sonst kommen und deren Eltern arbeiten mussten, bei Bedarf aber auch für diejenigen Jungen und Mädchen, deren Einrichtung komplett geschlossen war. „Bei mir sind keine Beschwerden angekommen“, sagt Iris Michallek. Und versichert, kein Elternteil habe deswegen seinen Arbeitsplatz kündigen müssen.
Stadtsprecherin Susanne Wegemann schließt nicht aus, dass Bürger gestern vor verschlossenen Türen standen. Sie selbst ist Beamtin und somit in der Pressestelle erreichbar – „wäre es anders, wäre ich nicht hier“. Verschiedene Tageseinrichtungen für Kinder hätten geschlossen, sagt auch sie. „Die Müllabfuhr läuft aber“, versichert sie. Zwar mit reduzierter Besetzung. „Der Müll ist aber abgeholt worden.“ Ob viele Bürger in der Erwartung, dass die Tonne sowieso nicht geleert wird, sie erst gar nicht herausgestellt haben, kann sie nicht sagen. Im Lauf des gestrigen Dienstags fehlte die Rückmeldung.
Genauso wenig war im Rathaus bekannt, wie viele Menschen in welchen Abteilungen am Warnstreik-Dienstag ihrem Arbeitsplatz ferngeblieben sind. Das wird erst später genau nachgehalten. Etwas leichter tun sich die Schulen festzustellen, ob sich die Reihen der Schüler dort extrem gelichtet haben. Haben sie nicht, sagen die Leiter der Gymnasien unisono.
Heinz Niggemann ist zwar gerade erst von einem Schüleraustausch aus Italien zurück und verbringt den ersten Tag wieder an der Schule. Besonderes hat er nicht zu vermelden. Die Lehrer sind da, Hausmeister und Sekretariatsbesetzung aauch. Die Klassen – wünscht man sie sich nicht generell kleiner? – sind zwar leicht geschrumpft. Aber so geringfügig, dass es kaum auffällt. „Es fehlen nicht mehr als sonst im Durchschnitt“, so Heinz Niggemann. Gerd Buschhaus, Leiter des Gymnasiums im Schulzentrum, hat ebenfalls festgestellt, dass „fast alle da sind“ und nicht mehr Schüler zu Hause geblieben sind, als an „normalen“ Tagen sonst auch. „Taxi Mama“ hat wohl nicht gestreikt.
Vor Beeinträchtigungen von Betriebsabläufen in vielen Bereichen hatte die Stadt vor dem Streiktag gewarnt. Susanne Wegemann aus dem Pressebüro schließt nicht aus, dass Bürger vor geschlossenen Sportstätten oder anderen Einrichtungen standen. Von geballtem Bürgerprotest hat sie nichts gehört.