Hattingen. . Im Bildungszentrum arbeiteten 14 Nationen an einer harmonischen Jugendarbeit. Ein ukrainischer Jugendarbeiter kommt dort mit russischen Kollegen ins Gespräch. „Die Hauptsache ist nun, dass weitere Konflikte vermieden werden“, sagt der 54-jährige Russe Igor Tschernow.
Wie kann man die Situation von Jugendlichen europaweit verbessern und das Zusammenleben fördern, so dass zumindest die Grenzen in den Köpfen verschwinden? Mit dieser Frage beschäftigen sich über 30 Organisationen aus 14 Ländern. Schauplatz für eines jener Treffen, die internationale Camps vorbereiten, war nun das DGB Bildungszentrum am Homberg.
Dabei waren auch Vertreter aus Russland und der Ukraine, die im Moment auch in Gedanken bei ihren Landsleuten auf der Krim sind. Der Ukrainer Oleksandr Voloshynskyj erzählte den anderen Vertretern von den Vorgängen in seinem Heimatland. Er stammt aus der westukrainischen Großstadt Lwiw (Lemberg), über tausend Kilometer von der Krim entfernt. Doch auch dort herrscht Angst, dass sich die angespannte Situation weiter auf das weite Land ausbreiten könnte. „Die Jugendarbeit ist so auch schwieriger. Die Partner von uns trauen sich nicht, das Land zu besuchen“, klagt Oleksandr.
Er kann nicht verstehen, dass die EU und die USA nicht entschiedener einschreiten. „Die EU könnte Russland doch auf politischem oder wirtschaftlichem Wege stoppen. Denn Russland geht zu weit“, findet Voloshynskyj. Dass die ukrainische Regierung nicht militärisch zurückschlägt, begrüßt er. Denn so eskaliert die Situation nicht. Die Krim solle seiner Meinung nach ukrainisch bleiben.
„Vor 20 Jahren gab es eine ähnliche Situation in einer ehemals
georgischen Region, die heute russisch ist und total verkümmert“, so der 45-Jährige. „Da Russland keine Landverbindung zur Krim hat, könnte dort dasselbe passieren.“
Aus Russland bereiten Vertreter einer Jugendorganisation ein Camp in Wolgograd (dem früheren Stalingrad) vor. „Wir wollen auf die militärische und grausame Vergangenheit aufmerksam machen und daran zeigen, dass Konflikte auch anders gelöst werden können“, erklärt Ekaterina Dzhenkova. Die Arbeit der 34-Jährigen basiert nicht auf Hintergedanken an die Krim. Sie kann dorthin aber durchaus übertragen werden: „Es ist schade für die Zivilisten. Die Menschen sollten selbst entscheiden dürfen, welchem Land sie angehören wollen“, sagt die Russin. „Besonders heikel ist aber die Ungewissheit, was noch geschehen wird.“
Ähnlicher Meinung ist ihr Kollege Igor Tschernow. „Der Ursprung lag schon bei den Unruhen in Kiew und hat sich ausgebreitet. Natürlich schockiert es uns auch“, versichert der 54-Jährige. „Die Hauptsache ist nun, dass weitere Konflikte vermieden werden. Deshalb muss auch auf die politischen Nachfolger und deren Ansichten und Methoden geachtet werden.“