Das Buch über Willi Michels soll die Erinnerung an den Gewerkschafter, SPD-Bundestagsabgeordneten und Motor der sozialen Bewegung wach halten
Er galt als sozialdemokratisches Urgestein, als "Welperaner Jung" und als streitbarer Geist gleichermaßen. Die Stahlindustrie hat sein Leben geprägt, aber auch umgekehrt hat er Montanindustrie und Gewerkschaft seinen Stempel aufgedrückt. Tiefe Spuren in Politik und Wirtschaft hat Willi Michels hinterlassen, der vor fünf Jahren im Alter von 83 Jahren starb.
Das jetzt erschienene Buch "Willi Michels - Ein Leben für den Neuanfang" zeichnet die Spuren seines außerordentlichen Engagements nach, es soll die Erinnerung an den Gewerkschafter, Bundestagsabgeordneten und Former der sozialen Bewegung wach halten. Und zugleich soll das Buch dem nach ihm benannten Bildungswerk "neues alter" in Welper neue Impulse verleihen.
Dort wurde das 277-Seiten-Werk am Mittwoch vor zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft vorgestellt. Vorneweg vom Autor selbst: Frank Bünte, ehemaliger Chefredakteur der Westfälischen Rundschau, hat mit Hilfe von Archiven, Zeitzeugen, Weggefährten und persönlichen Dokumenten die Biografie erstellt. "Dabei sollte auch ein Bild des Menschen Willi Michels entstehen. Er war ein Mann voller Tatkraft, der mit seiner westfälisch-direkten Art viel erreicht hat, aber auch aneckte. Das Wort Aufgeben gehörte nicht zu seinem Sprachschatz."
Im Dreiergespräch mit Uli Schmidt, dem früheren NRW-Landtagspräsidenten, und Dr. Konrad Schily, Gründer und langjähriger Präsident der Privatuniversität Witten/Herdecke, zeichnet Bünte nach der Lesung auch ein sehr persönliches Bild von Michels. "Ein Mann voller Idealismus, der allen Jugendlichen Zugang zu Bildung verschaffen wollte", erklärt Schily. Und Schmidt kennzeichnet den SPD-Mann als "Strippenzieher, der auch hinter den Kulissen wirkte. Ohne dabei die Bürgernähe zu verlieren".
Vom Formschmied auf der Henrichshütte führte ihn sein Lebensweg als erster Deutscher zum Präsidenten des Montanausschusses der Berg- und Metallarbeitergewerkschaft in Luxemburg, vom Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Welper zum Bundestagsabgeordneten, vom IG-Metall-Vorstandsmitglied zum Motor der sozialen Bewegung. Grundton seiner politischen und gewerkschaftlichen Arbeit nach 1945 war die Überzeugung, dass neben der politischen auch die wirtschaftliche Demokratie in Gestalt der paritätischen Mitbestimmung unabdingbar sei, wenn sich die Schrecken der Nazi-Diktatur und des von ihr entfesselten Weltkrieges nicht wiederholen sollen.
Als Bürgermeister hat Michels das einst zum Amt Blankenstein gehörende Welper in den Aufbaujahren von 1951 bis 1962 mit seiner Volksnähe und Kommunikationsfreude maßgeblich geformt. Im Kampf gegen die Eingemeindung stand er an vorderster Front. Als Vorstandsmitglied der IG Metall hat Michels es mit einer besonderen Taktik geschafft, die Bildungsstätte seiner Gewerkschaft nach Sprockhövel zu holen. Nachdem Michels wegen eines Augenleidens seinen Posten als Arbeitsdirektor der Edelstahlwerke Witten vorzeitig aufgeben musste, hat er Dr. Konrad Schily politischen Flankenschutz für die Gründung der ersten deutschen Privatuniversität in Witten/Herdecke gegeben. Und als Bundestagsabgeordneter im EN-Kreis holte er für die SPD oft Mehrheiten jenseits der 60 Prozent.