Inmitten der hohen Wellen, die das Ermittlungsverfahren gegen AVU-Vorstand Dr. Claus Bongers schlägt, stellt der Aufsichtsrat des Energieversorgers die Weichen für die Zukunft: Am 1. Januar 2015 wird Uwe Träris Alleinvorstand der Aktiengesellschaft. Seine Bestellung hat der Aufsichtsrat einstimmig beschlossen (wir berichteten).

Der Aufsichtsrat selbst trat auf Uwe Träris zu. „Er hat sich unter zahlreichen Bewerbern durchgesetzt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Arnim Brux.

Uwe Träris ist seit fast 20 Jahren in der Energiewirtschaft tätig. Seit 2010 ist der Diplom-Volkswirt Alleingeschäftsführer der Stadtwerke Witten. Der 49-Jährige ist zudem Geschäftsführer der Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet. Mit der AVU verbinden ihn die gemeinsame Tochtergesellschaft Verbund-Wasserwerk Witten und das Engagement in der Energie-Effizienz-Region Ennepe-Ruhr. „Die AVU ist ein sehr gut positioniertes Unternehmen“, sagt Uwe Träris. „Für mich ist das zweifellos ein Aufstieg.“

Bis er seinen Dienst antritt, wird die AVU aber wohl noch turbulente Zeiten durchleben. In erster Linie wegen der Vorwürfe gegen den Technischen Vorstand Dr. Claus Bongers, die sein ehemaliger Fahrer erhebt (die WAZ berichtete). „Wir ermitteln wegen Veruntreuung. Bis ich Ergebnisse liefern kann, werden noch zwei bis drei Monate vergehen“, sagte Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard zuletzt.

Bongers-Trennung zum 31. März

Zur Erinnerung: Dr. Bongers Fahrer hat Vorwürfe erhoben, dass der AVU-Vorstand seinen Dienstwagen und die Arbeitskraft des Fahrers über Jahre für private Zwecke genutzt haben soll. Daraufhin hatten sich Aufsichtsrat und der Beschuldigte auf eine einvernehmliche Trennung zum 31. März geeinigt. Für das operative Geschäft ist Bongers nicht mehr zuständig.

Das führt aktuell zu einem Streit zwischen der Kreis-FDP und Landrat Dr. Arnim Brux.

Die Vorwürfe gegen Bongers werfen viele Fragen auf, so die Liberalen. „Die Berichterstattung lässt den Eindruck entstehen, dass die AVU offensichtlich für einige ein Selbstbedienungsladen ist“, kritisiert der FDP-Kreisvorsitzende Michael Schwunk und fordert vollständige Aufklärung. Hier nehmen die Liberalen den Landrat in die Pflicht: „Die auslaufenden Verträge des AVU-Vorstands wurden schließlich noch mal verlängert.“ Hintergrund sind, so Dr. Arnim Brux, „die offenen Konzessionsverträge mit den Kommunen sowie eine neue Gesellschafterstruktur, weil einige Städte gern mehr oder überhaupt Anteile kaufen wollen.“

Die Anschuldigungen verärgern Brux, er sieht Wahlkampfgründe in den Worten der FDP. Zurzeit gelte es, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abzuwarten.

Das Ausscheiden von Dr. Claus Bongers erfolgt für Schwunk zu einer Unzeit. Der Landrat habe es versäumt, Prozesse zu koordinieren, die AVU drohe auseinander zu brechen. „Es war geplant, die Anteile gleichmäßig auf die Städte des Kreises zu verteilen“, so der FDP-Chef. „Das Ergebnis ist ernüchternd, einzelne Städte steigen aus möglichen Kaufverhandlungen aus, andere planen, eigene Netzgesellschaften zu gründen. Dies wird die AVU weiter schwächen.“