Hattingen. Als Architekt will Joachim Stiller noch einiges bewegen. Wo er als Pensionär leben wird, hat der 60-Jährige schon jetzt immer im Blick. Vom Büro aus sieht er auf seine spätere Wohnung im Heidehof.
Die Geschichte des Heidehofes, sie ist auch eine Familiengeschichte. Und eng mit dem Namen Stiller verbunden. Joachim Stiller – Architekt, Vermarkter und somit Motor des Heidehofes in Niederwenigern – hat 2010 die erste Wohnung der Seniorenwohnstätte an seine Schwiegermutter verkauft. Und wird nach Ablauf seines Berufslebens in die dann letzte mit seiner Frau selbst einziehen. Gekauft hat er sie schon – und erst einmal vermietet. Täglich blickt er aus dem Fenster seines Architekturbüros im Heidehof direkt auf seinen späteren Ruhesitz. Erst arbeiten im Stadtteil. Später alt werden im Stadtteil. Joachim Stiller, der Wennische, ist zufrieden mit seinem Bau-Werk.
Das war nicht immer so. Denn höchst holprig war der Heidehof damals an den Start gegangen. Nachdem sich Evangelische und Katholische Kirche jahrelang um Niederwenigern als Standort für eine Seniorenresidenz gestritten hatten („Es kann nur eine geben“), rollten im Frühjahr 2008 die Bagger für den Heidehof. Übrigens ist mit St. Mauritius inzwischen doch eine zweite (katholische) Einrichtung an den Start gegangen. Und es scheint zu funktionieren mit zwei Anlagen in einem Stadtteil.
Pflege und Wohnen im Verbund
Zurück zum Heidehof. Die eine Seite war das überzeugende Konzept: Auf 13 000 Quadratmetern eines ehemaligen Schulgeländes entstehen ein Altenheim (mit 71 Plätzen für Dauer- und Kurzzeitpflege), 53 Altenwohnungen (mit Größen zwischen 47 und 120 Quadratmetern) und Infrastruktur (Veranstaltungssaal, Schwimmbad, Dienstleister). Die andere Seite: hausgemachte Probleme in der gemeinsamen Geschäftsführung mit der Diakonie, überteuerte Kaufpreise für die Wohnungen, die Finanzkrise. Der Heidehof kam ins Schlingern. Doch die Notbremse, sie zog. Der Diakonie-Geschäftsführer ging. Das Konzept wurde nachjustiert. Dann lief es rund im Heidehof.
Inzwischen ist die Seniorenresidenz eine Erfolgsgeschichte. Das Altenheim läuft gut. Die Altenwohnungen sind verkauft. Selbst im letzten Haus, für das am 31. Januar Richtfest gefeiert wird, sind acht der neun Wohnungen bereits vergeben. Überwiegend Wennische hätten zugegriffen, sagt Joachim Stiller (60). Womit auch die Idee „Alt werden im Stadtteil“ aufgegangen sei.
Es ist das Verbundsystem Pflege und Wohnen, das im Heidehof viele Risiken des Älterwerdens abfedert. Architekt Stiller weiß das (zu schätzen) und arbeitet danach. Er baut Kliniken und Altenheime. In Schleiden ist er Mitbesitzer eines Schlosses (mit Altenheim). Wohnen will er dort nicht. Er hat ja den Heidehof.