Hattingen. Hattingens Café-Kultur hat sich verändert – zum Guten, sagt Frank Dziwior. Der Chef im Café Adele macht nun auch im Vorstand vom Stadtmarketing mit.

Die Lage: im Herzen der Altstadt, im Schatten der St. Georgs-Kirche. Das Haus: traumhafte Fachwerk-Kunst aus dem 16. Jahrhundert. Die Möbel: Ausdruck der Lebensart im 19. Jahrhundert. Der Chef: kein Träumer, sondern Realist.

Frank Dziwior heißt der Mann. Vor 15 Jahren hat er das Café Adele am Steinhagen übernommen. Und die gute Stube zu einer guten Adresse gemacht. 17 Teesorten gibt es, 16 Arten zu frühstücken und – als Aushängeschild des Hauses – Waffeln in vielerlei Variationen. „Die Spezialisierung ist es, die die Café-Kultur einer Stadt ausmacht“, sagt Frank Dziwior (50). Vor 15 Jahren habe es gerade mal drei Cafés in Hattingen gegeben. Heute seien es dreimal so viele. „Und das ist nicht schlecht, sondern gut für unsere Stadt“, betont der Adele-Chef. „Jeder macht sein Ding – einer mit Waffeln, einer mit Eis, einer mit gezielten Angeboten für junge Leute. So entsteht Vielfalt, die sich herumspricht. Und das Schönste ist: Wir Betreiber sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung untereinander. Wir reden miteinander, helfen uns.“

Hattinger Weihnachtsgeschichte

Frank Dziwior spricht von einer Erfolgsgeschichte, die er noch weiter in die Stadt hineintragen will – als Vorstandsmitglied bei Hattingen Marketing. Im Mai 2013 bereits als Nachfolger des ausscheidenden Günther Beck gewählt, trat Dziwior sein Amt als Schatzmeister des Stadtmarketingvereins nun offiziell an. Tourismus und Veranstaltungen sind seine Themen. Und dazu hat er klare Vorstellungen.

„Wichtig ist nicht das schnelle Geld, sondern die Wohlfühl-Atmosphäre“, betont der Unternehmer. Ein Garant dafür sei guter Service. Früher sei das Geld hinten verdient worden (in der Küche), heute werde es vorne verdient (mit freundlichem Service). Wenn Gesten und Gespräche greifen, kommt der Gast wieder. Was im Café an der Ecke funktioniert, kann auch für die Gesamtstadt nicht schaden, sagt Dziwior. Und nennt Beispiele. „Es war falsch, das Altstadtfest in die Sommerferien zu legen oder in die Zeit einer Fußball-WM. Dann kommt niemand. Aber es war genau so falsch, Besucherzahlen von 70 000 toll zu finden. Wo blieb da die Gemütlichkeit? Es war falsch, bei der 650-Jahr-Feier Eintritt zu nehmen, das hat uns um Jahre zurückgeworfen.“

Und was ist richtig? Frank Dziwior: „Wohlfühl-Atmosphäre, da hilft guter Service. Und Werte: Kein Weihnachtsmarkt also vor Totensonntag. Neue Ideen können auch nicht schaden, wenn es ein Konzept gibt und sie gut vorbereitet werden: Wir könnten zum Beispiel eine Hattinger Weihnachtsgeschichte schreiben und aufführen. Von Hattingern für Hattinger.“