Hattingen. Ab Sommer werden grafikfähige Taschenrechner im Mathe-Unterricht der gymnasialen Oberstufe zur Pflicht. Hattinger Schulleiter kritisieren die hohen Anschaffungskosten von bis zu 100 Euro, denn finanzieren müssen die Modelle die Eltern - und wirklich neu sind die Rechner auch nicht.
„Das wird eine teure Angelegenheit“, überlegt Gerd Buschhaus – auf rund hundert Euro schätzt der Schulleiter des Gymnasiums Holthausen in Hattingen die Anschaffungs-Kosten für einen grafikfähigen Taschenrechner pro Schüler. Ab dem 1. August wird der neue Rechner in der gymnasialen Oberstufe im Mathematik-Unterreicht verwendet – verpflichtend.
„Wir hätten eine andere Lösung in Form von Tablets, also Klein-Computern bevorzugt“, beurteilt Buschhaus den Erlass des Schulministeriums. Vom Sommer an müssen sich Schüler, Eltern und auch Lehrer mit der kostspieligen Technik anfreunden. „Auch unsere Mathematik-Lehrer werden sich erst einmal selbst fortbilden, um den Umgang mit dem Gerät und die richtige Bedienung der Grafik-Taschenrechner zu erlernen“, so der Schulleiter.
Das eigentliche Rechnen wird schneller
Die Einführung des hochmodernen Taschenrechners biete neben dem hohen Kosten-Faktor auch Vorteile für den Mathematik-Unterricht, weiß der Pädagoge: „Der eigentliche Vorgang des Rechnens wird durch die Vorprogrammierung schneller, die Schüler halten sich nicht so lange auf.“
Während Schüler und Lehrer in Holthausen erst im August in den Genuss der neuen Technik kommen werden, ist der Grafik-Rechner im Gymnasium an der Waldstraße bereits seit mehreren Jahren fester Gegenstand des Schul-Alltags. „Für uns wird die allgemeine Einführung des neuen Taschenrechners kein qualitativer Sprung“, erklärt Schulleiter Heinz Niggemann: „Wir wechseln zum Sommer nur zu einem neueren Modell.“
Seit rund fünf Jahren rechnen die Oberstufen-Schüler an der Waldstraße an grafikfähigen Taschenrechnern. Die Resonanz bei Lehrern und Schülern sei zwar weitgehend positiv, beschreibt Niggemann seine Erfahrungen, trotzdem berge das teure Unterrichts-Instrument im Kollegium immer wieder Diskussions-Potenzial.
Unterstützung durch Förderverein
„Die Befürworter argumentieren mit der Tatsache, dass die Schüler sich durch den Rechner auf das Wesentliche konzentrieren können und keine Zeit mit dem Zeichnen von Grafiken verlieren“, so der Schulleiter. Den größten Kritikpunkt sieht Heinz Niggemann dagegen in den Anschaffungskosten des Rechners: „Das Modell ist unbestreitbar teurer als traditionelle Taschenrechner.“
Mit einem Preis von rund 60 Euro sei das Modell an der Waldstraße zwar günstiger als andere Rechner, trotzdem sind die Anschaffungskosten gerade für finanziell schwächer gestellte Schüler und ihre Eltern eine Herausforderung. In solchen Fällen könne aber der Förderverein bei der Finanzierung helfen, so Niggemann.