Witten/Ennepetal. .

Zu früh, zu spät, rabiater Fahrstil, unfreundliche Fahrer – regelmäßig wenden sich Leser an die Redaktion, die mit der Verkehrsgesellschaft Ennepe Ruhr (VER) nicht zufrieden sind. Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Thomas Schulte, und Busfahrer Ulrich Böck beziehen Stellung.

„Ganz generell nehmen wir jeden Hinweis sehr ernst“, sagt Thomas Schulte. „Viele können wir im persönlichen Kontakt zu unseren Kunden entkräften. Gibt es tatsächlich Probleme, gehen wir diesen nach und wollen sie schnellstmöglich abstellen.“ Ein Vorwurf, der ganz aktuell ist: Die Busse kämen oftmals zu früh. Aus Kundensicht deutlich schlimmer als eine Verspätung, denn dann kommt der Bus wenigstens noch. „Wir hatten vor geraumer Zeit damit ein ganz konkretes Problem in Breckerfeld, dies ist aber abgestellt“, sagt Schulte. „Es kommt immer wieder einmal vor, ist aber kein genereller Beschwerdegrund.“

Hoher logistischer Aufwand

Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass der Fahrer Haltestellen vor der geplanten Zeit ansteuert? „Zum einen haben wir an jedem Tag die gleichen Fahrpläne“, sagt Ulrich Böck. Die Kunst bestehe an einem Sonntag ohne Verkehr darin, so langsam zu fahren, dass man trotzdem nicht zu früh ist und ohne den Verkehr zu behindern. „Manchmal stehen wir auch mitten auf der Straße, weil keine Bucht vorhanden ist. Gibt es keine Aus- oder Zustiege, fahren wir schon mal sofort weiter, um keinen Stau zu produzieren“, sagt Böck, der seit mehr als 18 Jahren Linienbusse der VER lenkt.

Ohnehin kommt es deutlich häufiger vor, dass Busse verspätet sind. „Drei rote Ampeln und der Fahrplan ist dahin“, sagt Ulrich Böck. Sein Chef ergänzt: „Die großen Baustellen an der B 7 oder der Kaiserstraße in Schwelm machen uns das Leben zusätzlich schwer.“ Thomas Schulte verdeutlicht, welch einen logistischen Aufwand die VER betreibt, wenn es zu Verspätungen kommt. Denn aus seiner Sicht ist neben den Ankunftszeiten in erster Linie die Information der Fahrgäste wichtig, um Verständnis bei den Kunden zu wecken. „Wir arbeiten eng mit Radio Ennepe-Ruhr zusammen, geben stets die aktuellen Statusmeldungen heraus. Ebenso aktualisieren wir immer wieder unser Internet-Angebot.“

Einen „Quantensprung“ erhofft er sich von der GPS-Technologie, mit der alle Busse bald ausgerüstet sein sollen. „Dann können wir online Fahrplanauskünfte in Echtzeit erteilen, weil wir zu jeder Sekunde exakt wissen, wo sich welches Fahrzeug befindet.“ Weil die technische Umsetzung dieser Maßnahme eine große Herausforderung sei, rechnet der VER-Chef damit, dass das Projekt gegen Ende des Jahres 2015 an den Start gehen wird – auch für Smartphones optimiert. Gleichzeitig soll an den Busbahnhöfen und Bahnhöfen ein Echtzeitinformationssystem installiert werden.

Generell sei die VER mit ihrem Beschwerdemanagement auf gutem Wege. „Aber wenn in Ennepetal eine Baustelle ist, weshalb der Schnellbus im Stau steht, ist es schwer, dies dem Fahrgast in Bochum zu vermitteln“, sagt Schulte, der den Nutzen des verfeinerten Beschwerdemanagements – vor eineinhalb Jahren umgestellt – benennt: „Die Tendenz ist rückläufig.“