Hattingen. . Bernhard Matthes schätzt sich glücklich, weil es für ihn nur Highlights gibt. Er macht nur Sachen, die ihm Freude machen. Welche das in Hattingen sind, das beschreibt er in diesem Text. Ein Huhn spielt dabei auch eine Rolle. Und angebautes Gemüse.
Andere mögen ihre persönlichen Highlights 2013 einfach so abspulen. Beispielsweise nach der Bedeutung der Ereignisse oder aber in chronologischer Reihenfolge. Sollen sie doch. Wer Bernhard Matthes auf „Mein Jahr“ festnageln wollte, der könnte auch gleich mit einem Huhn durch eine Ausstellung flattern. Wer käme schon auf eine solche Idee? Der 66-Jährige natürlich.
Natürlich ist auch Henne Gerda nicht durchs Stadtmuseum geflattert, als dort im Herbst Blankenstein und die Besucher von „Wasser gleich“ mit dem Thema Wasser und seiner Bedeutung für die Landwirtschaft und die Erde überhaupt konfrontiert wurden. Alles verlief schön gesittet und artgerecht -- aber in Bezug auf Matthes anders, als man es von einer Ausstellung gewohnt ist.
Ein besonderes Jahr, dieses 2013? Eine Ausstellung, die dem Künstler noch mehr als andere am Herzen lag? „Für mich ist jedes Jahr besonders, weil es Neues in sich birgt. Ich bin dem Herrgott dankbar für jedes Jahr, das ich erleben darf. Es gibt nur Highlights. Mein ganzes Leben ist so. Denn ich mache nur Sachen, die mir Freude machen.“
Alleinstellungsmerkmal erarbeitet
So wie Bernhard Matthes als Künstler mit seinen Objekten globale Zusammenhänge anreißt, so holt er auch durchaus weiter aus als ein Jahr. Geht zehn zurück. Zu den Anfängen des Stadtmuseums. Spaß gemacht hätte ihm, Hochschulabsolventen nach Hattingen zu holen. Nicht, um ausschließlich damit das Museum zu bespielen. Aber es wäre ein Alleinstellungsmerkmal gewesen, Künstler von außen, ihre Universitäten, die Namen der Städte und Länder ins kleine Hattingen zu holen und dieses an all diesen Orten bekannt zu machen.
Zehn Jahre weiter, heute also, was wäre wohl alles geschehen? Ob es jetzt noch möglich ist, „den Laden aus der Mittelmäßigkeit zu holen? Es ist sehr spät und nicht einfach. Kein Geld mehr da.“
Das gehe zwar auch anderen Häusern nicht anders, „aber die haben wenigstens eine ordentliche Kunstsammlung.“ Leute von außen hätten das Projekt angehen müssen, „Witten und Hattingen zusammen -- eine Katastrophe“.
Rückblickend sagt Bernhard Matthes: „Ich habe gepflanzt.“ Und meint damit nicht nur seine Gemüseanbauflächen. Als „echten Schritt nach vorne“ sieht er den Kunstpreis des Ennepe-Ruhr-Kreises, „ich bin schwer involviert“. Er ist künstlerischer Leiter des Projektes. Das internationale Kunstprojekt dauert bis 2016. Station 1 war im Stadtmuseum: „Der Dörfler bei seiner Installation. Bibel, Rasen und Huhn im Catholic Blues“.
Kunst müsse einen anderen Stellenwert bekommen, so Bernhard Matthes. Kunst müsse auch als Wirtschaftsfaktor gesehen werden. „Ohne Kunst wäre der Leerstand in Görlitz auch größer.“ Doch auch die Bedeutung der Kunst für die Bildung dürfe auf keinen Fall vernachlässigt und unterschätzt werden. So habe ein Museumsbesuch nur vordergründig mit Geld zu tun. Denn im Vergleich sei der Eintritt immer noch günstig, auch wenn manche Familie ihn sich vielleicht nicht allzu häufig leisten könnte. Doch das Interesse will gesät, das Pflänzchen gehegt werden. Auch das ein Projekt nicht nur für (m)ein Jahr.