Hattingen. Uwe Gryzbeck ist Festival-erfahren als staatlich geprüfter Großfeuerwerker: von der alljährlichen „Extraschicht“ im Revier bis zum Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Nur die Jubiläums-Feier für seine nun 30-jährige „Avantgarde“-Firma müsste er noch nachholen.

Den Kastendrachen mit den Fachwerk-ähnlichen Streben und Sprossen nennt Uwe Gryzbeck „unser Firmenlogo“. Schließlich heißt die idyllisch auf einem Hof der Elfringhauser Schweiz residierende Firma „Avantgarde Drachen & Feuerwerk“. Das 30-jährige Betriebsjubiläum der staatlich geprüften Pyrotechniker und Eheleute Ursula Bebko und Uwe Gryzbeck wäre im Oktober „dran“ gewesen. „Wir haben aber noch nicht groß gefeiert.“

Schließlich ist der gebürtige Gelsenkirchener – der seine Firma als Noch-Student in Witten gründete, lange in Gevelsberg wirkte und erst vor wenigen Jahren ins Hattinger Hügelland umzog – vor allem damit beschäftigt, für andere festlich die Funken sprühen zu lassen. Dieser schöne Beruf begann für den heute 59-Jährigen wie einst die Kunst der Feuerwerker im alten China, die ihre sprühenden Licht-Bilder ebenfalls an Drachen steigen ließen.

„Zuerst mit Lampions“, erzählt Uwe Gryzbeck an seinem Schreibtisch voller kleinerer und großer Zünd-Steuerungen, beteiligte er sich als Student an nächtlichen Drachenflügen. „Die ersten Effekte waren Silbersonnen: zuerst mit Ausnahme-Genehmigungen und mit besonderen Ausnahme-Genehmigungen.“ Bis der Feuerwerker seines Vertrauens Uwe Gryzbeck schließlich zum Lehrgang für die Prüfung als Feuerwerker schickte.

Vom Storyboard zum Staunen

Man lernt also Feuerwerker in einem Wochenkurs? „Das Fachwissen wird vorausgesetzt“, betont der Herr über Zünder und explosive Leuchtstoffe. „Der Kurs bereitet nur auf die Prüfung selbst und die Gesetzes-Materie vor.“ Und man bekomme „Angst gemacht“, ergänzt Ursula Bebko – mit „malerischen Unfallberichten“, wie ihr Mann bestätigt. Einer der ersten glamourösen Aufträge – denen noch viele folgen sollten – lautete „Vorhang auf zum Millennium“ und war für den Gelsenkirchener lokalpatriotische Pflicht: Er hüllte das Musiktheater im Revier in einen sprühenden Bühnenvorhang in Weiß und Blau. „Yves-Klein-Blau“, sagt der Feuerwerker.

Es geht nämlich auch stilvoll. Professionelles Feuerwerk pflegt keineswegs nur das Pompöse. „Ich hab’s lieber eher leise und verhaltener“, sagt Uwe Gryzbeck, „arbeite auch gerne monochrom“. Voraussetzung für das große Staunen über die in Minuten verzischten Funken-Bilder ist eine penible Vorbereitung, dokumentiert in „Storyboards“, die auch alle Sicherheitsfragen zuverlässig beantworten. „Die Spontaneität hört 14 Tage vor dem Feuerwerk auf“, sagt Uwe Gryzbeck. Dann muss alles präzise kalkuliert sein – von den Sicherheitsabständen bis zur Synchronisation der Raketen, Räder oder Sonnen. „Und bei einem Kommunikationsfehler kommt die Feuerwehr mit schwerem Gerät“.

Stromberg macht’s Licht aus

Wie beglückend glatt die Zusammenarbeit mit Behörden laufen kann, erlebte der Feuerwerk-Avantgardist in Hamburg. 2005 verabschiedete sich Tom Stromberg als Intendant des Deutschen Schauspielhauses mit dem zündenden Motto: „Der Letzte macht das Licht aus.“ Stolze Erinnerungen auch für den Feuerwerker: „Wir haben uns für die Abschieds-Inszenierung einen Monat zurückgezogen.“

Das Spektakel spielte ironisch mit dem rauen Ruf des Hamburger Bahnhofsviertels St. Georg: „Mollis sollten vom Dach des Schauspielhauses fliegen“, erzählt Uwe Gryzbeck. Eine „Promethea“ vor der weißen Fassade wurde mit Feuer beworfen; Fenster sprengten auf; eine brennende Himmelstreppe zündete. Und selbst die sonst Touristen durchs Karree zuckelnde „Hummelbahn“ durfte der Pyrotechniker in Flammen hüllen – bis der große Regisseur ganz cool ein Zündholz ausblies. „Dafür wurde ich von Tom Stromberg abgeküsst“, erzählt Uwe Gryzberg lachend.

Eigentlich staunt der Feuerwerker heute noch, wie schön in Hamburg alle mitspielten: In St. Georg wurden Einbahnstraßen „umgedreht“, U-Bahn-Eingänge geschlossen, die großen Hotels rund ums Schauspielhaus mussten ihre Klimatechnik Feuerwerk-synchron abschalten, um ihre Gäste nicht auszuräuchern. „Kunst und Kultur sind zu fördern“, so zitiert er eine Beamtin. „Ich musste keinen Cent für die Genehmigungen zahlen.“

Im Takt von Tschaikowsky

Man ahnt den Umkehrschluss: Im Ruhrgebiet ist – anders als in der Hansestadt – der bürokratische Teil des Avantgarde-Geschäfts schwieriger. Dafür gibt’s glitzernde Herausforderungen von „tetraedischen Drachen“ am Bottroper Teatraeder bis zur sommerlichen „Extraschicht“ allerorten. Was also bringt erfahrene Kreativfeuerwerker noch ins Schwitzen? „Live-Musik, das sind ganz eigene Voraussetzungen.“

Für den Auftrag, die Aufführung der „1812 Ouvertüre“ vor der Kulisse des Duisburger Landschaftsparks in flammenden Bildern zu begleiten, hörte sich Uwe Gryzbeck „monatelang täglich“, wie er versichert, jene martialische Komposition Pjotr Tschaikowskys. Und dann dirigiert Anthony Weeden die Duisburger Philharmoniker in der Generalprobe „30 Sekunden zu langsam“ – jedenfalls für die fein ausgetüftelte Zündfolge des verzweifelten Feuerwerkers. Die Aufführung selbst ging dann zwölf Sekunden schneller über die grandiose Industrie-Bühne.

Also nie wieder Live-Sinfonik? Ganz im Gegenteil – Uwe Gryzbeck versichert versonnen: „Solche Arbeiten macht man viel zu selten.“

Den Kastendrachen mit den Fachwerk-ähnlichen Streben und Sprossen nennt Uwe Gryzbeck „unser Firmenlogo“. Schließlich heißt die idyllisch auf einem Hof der Elfringhauser Schweiz residierende Firma „Avantgarde Drachen & Feuerwerk“. Das 30-jährige Betriebsjubiläum der staatlich geprüften Pyrotechniker und Eheleute Ursula Bebko und Uwe Gryzbeck wäre im Oktober „dran“ gewesen. „Wir haben aber noch nicht groß gefeiert.“

Anfangs leuchteten Lampions

Schließlich ist der gebürtige Gelsenkirchener – der seine Firma als Noch-Student in Witten gründete, lange in Gevelsberg wirkte und erst vor wenigen Jahren ins Hattinger Hügelland umzog – vor allem damit beschäftigt, für andere festlich die Funken sprühen zu lassen. Dieser schöne Beruf begann für den heute 59-Jährigen wie einst die Kunst der Feuerwerker im alten China, die ihre sprühenden Licht-Bilder ebenfalls an Drachen steigen ließen.

„Zuerst mit Lampions“, erzählt Uwe Gryzbeck an seinem Schreibtisch voller kleinerer und großer Zünd-Steuerungen, beteiligte er sich als Student an nächtlichen Drachenflügen. „Die ersten Effekte waren Silbersonnen: zuerst mit Ausnahme-Genehmigungen und mit besonderen Ausnahme-Genehmigungen.“ Bis der Feuerwerker seines Vertrauens Uwe Gryzbeck schließlich zum Lehrgang für die Prüfung als Feuerwerker schickte.

Vom Storyboard zum Staunen

Man lernt also Feuerwerker in einem Wochenkurs? „Das Fachwissen wird vorausgesetzt“, betont der Herr über Zünder und explosive Leuchtstoffe. „Der Kurs bereitet nur auf die Prüfung selbst und die Gesetzes-Materie vor.“ Und man bekomme „Angst gemacht“, ergänzt Ursula Bebko – mit „malerischen Unfallberichten“, wie ihr Mann bestätigt. Einer der ersten glamourösen Aufträge – denen noch viele folgen sollten – lautete „Vorhang auf zum Millennium“ und war für den Gelsenkirchener lokalpatriotische Pflicht: Er hüllte das Musiktheater im Revier in einen sprühenden Bühnenvorhang in Weiß und Blau. „Yves-Klein-Blau“, sagt der Feuerwerker.

Es geht nämlich auch stilvoll. Professionelles Feuerwerk pflegt keineswegs nur das Pompöse. „Ich hab’s lieber eher leise und verhaltener“, sagt Uwe Gryzbeck, „arbeite auch gerne monochrom“. Voraussetzung für das große Staunen über die in Minuten verzischten Funken-Bilder ist eine penible Vorbereitung, dokumentiert in „Storyboards“, die auch alle Sicherheitsfragen zuverlässig beantworten. „Die Spontaneität hört 14 Tage vor dem Feuerwerk auf“, sagt Uwe Gryzbeck. Dann muss alles präzise kalkuliert sein – von den Sicherheitsabständen bis zur Synchronisation der Raketen, Räder oder Sonnen. „Und bei einem Kommunikationsfehler kommt die Feuerwehr mit schwerem Gerät“.

Stromberg macht’s Licht aus

Wie beglückend glatt die Zusammenarbeit mit Behörden laufen kann, erlebte der Feuerwerk-Avantgardist in Hamburg. 2005 verabschiedete sich Tom Stromberg als Intendant des Deutschen Schauspielhauses mit dem zündenden Motto: „Der Letzte macht das Licht aus.“ Stolze Erinnerungen auch für den Feuerwerker: „Wir haben uns für die Abschieds-Inszenierung einen Monat zurückgezogen.“

Das Spektakel spielte ironisch mit dem rauen Ruf des Hamburger Bahnhofsviertels St. Georg: „Mollis sollten vom Dach des Schauspielhauses fliegen“, erzählt Uwe Gryzbeck. Eine „Promethea“ vor der weißen Fassade wurde mit Feuer beworfen; Fenster sprengten auf; eine brennende Himmelstreppe zündete. Und selbst die sonst Touristen durchs Karree zuckelnde „Hummelbahn“ durfte der Pyrotechniker in Flammen hüllen – bis der große Regisseur ganz cool ein Zündholz ausblies. „Dafür wurde ich von Tom Stromberg abgeküsst“, erzählt Uwe Gryzberg lachend.

Eigentlich staunt der Feuerwerker heute noch, wie schön in Hamburg alle mitspielten: In St. Georg wurden Einbahnstraßen „umgedreht“, U-Bahn-Eingänge geschlossen, die großen Hotels rund ums Schauspielhaus mussten ihre Klimatechnik Feuerwerk-synchron abschalten, um ihre Gäste nicht auszuräuchern. „Kunst und Kultur sind zu fördern“, so zitiert er eine Beamtin. „Ich musste keinen Cent für die Genehmigungen zahlen.“

Im Takt von Tschaikowsky

Man ahnt den Umkehrschluss: Im Ruhrgebiet ist – anders als in der Hansestadt – der bürokratische Teil des Avantgarde-Geschäfts schwieriger. Dafür gibt’s glitzernde Herausforderungen von „tetraedischen Drachen“ am Bottroper Teatraeder bis zur sommerlichen „Extraschicht“ allerorten. Was also bringt erfahrene Kreativfeuerwerker noch ins Schwitzen? „Live-Musik, das sind ganz eigene Voraussetzungen.“

Für den Auftrag, die Aufführung der „1812 Ouvertüre“ vor der Kulisse des Duisburger Landschaftsparks in flammenden Bildern zu begleiten, hörte sich Uwe Gryzbeck „monatelang täglich“, wie er versichert, jene martialische Komposition Pjotr Tschaikowskys. Und dann dirigiert Anthony Weeden die Duisburger Philharmoniker in der Generalprobe „30 Sekunden zu langsam“ – jedenfalls für die fein ausgetüftelte Zündfolge des verzweifelten Feuerwerkers. Die Aufführung selbst ging dann zwölf Sekunden schneller über die grandiose Industrie-Bühne.

Also nie wieder Live-Sinfonik? Ganz im Gegenteil – Uwe Gryzbeck versichert versonnen: „Solche Arbeiten macht man viel zu selten.“