Hattingen. . Wohnhäuser sind wegen der Niedrigzinsen gut zu verkaufen. Das freut die Stadt. Bei Gewerbeimmobilien sieht das anders aus. Das ärgert die Makler.

Es hat zwar einige Jahre gedauert. Jetzt allerdings steht das Geschäft. Die politischen Gremien der Stadt haben dem Verkauf der städtischen Immobilien Bredenscheider Straße 10 (alte Musikschule), Bredenscheider Straße 8 (alte Bücherei) sowie Bredenscheider Straße 4 - 6 (heruntergekommene Wohnhäuser und Grünflächen) zugestimmt. Ein Gesamtinvestor will die Zeile sanieren und als Kombination aus Wohn- und Geschäftshäusern auf den Markt bringen.

Heißt: Altstadtnah kommt neues Leben in die Stadt – wobei die Fassaden der denkmalgeschützten Jugendstilvillen erhalten bleiben. Heißt aber auch: Es klingelt in der Stadtkasse. So wie es schon im Sommer geklingelt hat, als die Stadt den Verkauf von bebauten und unbebauten Grundstücken für zwei Millionen Euro vermeldete. Wohnraum lässt sich gut vermarkten. Die Zinsen sind im Keller. Wer Geld hat, investiert es lieber, statt es auf der Bank zu lassen.

Zeichen der Zeit, die nicht auf alle Immobilienbereiche passen. So stöhnen die Makler, dass Gewerbebauten seit Jahren in den Verkaufslisten stehen. Das Angebot ist groß. Doch es bewegt sich – nichts.

Beispiel Bunker. Schon lange sucht die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als aktueller Besitzer nach einem neuen Eigentümer für den Luftschutzbunker am Reschop. Immer wieder mal gab es Gespräche mit möglichen Investoren, zuletzt mit einem Interessenten, der im dem von Schimmel befallenen Weltkriegs-Bunker Bio-Ware verkaufen wollte. Zu einem Abschluss kam es nie. Da half auch das Senken des Mindestpreises auf 180 000 Euro nichts. Gleichwohl: „Es laufen noch weitere Gespräche“, sagt Wilhelm Stümler von der Bundesanstalt.

Beispiel Sportpark Ruhrtal: Seit einem Jahr suchen Herbert und Angelika Wostatek einen Käufer für ihre Freizeitanlage an der Ruhrallee. Knapp eine Million Euro sollte die kombinierte Tennis- und Badmintonanlage nebst Hotel und Inhaberwohnung im Henrichs­park zunächst kosten. 1996 hatte das Ehepaar das Sportzentrum selbst an die Ruhr gesetzt. Jetzt wollen sich die Wostateks in den Ruhestand und den Kreis ihrer Kinder zurückziehen. Doch einen Käufer gibt es bisher nicht. „Wir wollen, aber wir müssen nicht verkaufen“, sagt das Ehepaar. Und macht erst einmal weiter.

Beispiel Air Products: Seit drei Jahren steht das ehemalige Verwaltungsgebäude des Herstellers von Industriegasen leer. Makler Lothar G. Stalter findet keinen Käufer für den 3300 Quadratmeter Bürofläche umfassenden Glas-Palast auf dem 20 000 Quadratmeter großen Grundstück. Woran auch Preisnachlässe von 2,5 Millionen auf 1,8 und jetzt 1,49 Millionen Euro (ohne Parkplatz) nichts änderten.