Hattingen. . Weil alle Lehrer und Helfer an einem Strang ziehen. In einer fünften Klasse an der Realschule Grünstraße werden drei Schüler mit Trisomie 21 unterrichtet.

„Was war mit Maria und Josef?“, fragt Anke Wrede. Und Max antwortet ohne Zögern: „Ärger!“ Und bringt auf den Punkt, was Denis dann ausführt: „Sie mussten nach Bethlehem reisen.“ Max hat Trisomie 21 (Down-Syndrom). Denis nicht. Beide besuchen an der Realschule Grünstraße die fünfte Klasse von Klassenlehrerin Anke Wrede.

Erstmals in Hattingen wird hier in einer integrativen Lerngruppe für geistige Entwicklung unterrichtet. Anke Wrede liest gerade an jedem Schultag ein Stückchen einer besonderen, ausgeschmückten Weihnachtsgeschichte vor. Darin schnuppert Maria am frisch gebackenen Fladenbrot, Reiseproviant, den ihre Mutter eingepackt hat. Dann pinnen Lara - auch sie hat das Down-Syndrom - und Fabienne - ohne Down-Syndrom - das passende Bild an ein Wandpuzzle.

Bei den Proben zum „Schweinachtsmann-Stück“ sind die Schüler mit Down-Syndrom begeistert dabei: Max weiß genau, wie er sich zu den Liedern zu bewegen hat , Lara, wann ihr Einsatz ist, um dem Schweinachtsmann den Bart zu klauen. Drei Mal pro Woche, insgesamt 14 Stunden, unterrichtet Delia Flüshöh von der Sonderschule Hiddinghausen gemeinsam mit Anke Wrede. Die durch das Schulgesetz gegebenen Rahmenbedingungen „sind nichts“, sagt Flüshöh. Und ergänzt: „Dass der Unterricht hier erfolgreich läuft, liegt nur an dem Engagement von uns als Team.“ Wrede ist froh, dass die Schulleitung dem Team an der Schule den Rücken freihält - beispielsweise mit Zeit für Absprachen.

Kaum merklich hat Integrationshelferin Iris Bielefeld Lara etwas Blut abgenommen. Sie ist Diabetikerin, darf - so wie die anderen beiden Schüler mit Down-Syndrom - schon vor der Frühstückspause essen. „Das ist aber für die Mitschüler kein Problem“, so Anke Wrede. In einigen Bereichen wird das Trio zusammen mit den anderen Kindern unterrichtet. „In Politik besprechen wir Mobbing, sehen uns dazu Bilder an. Die Drei sind gut darin, Stimmungen zu beschreiben.“ Steht in Deutsch Lyrik auf dem Programm, bekommen sie eine für sie lösbare Aufgabe. „Reimwörter bilden zum Beispiel“, so Wrede.

In Englisch allerdings bei Co-Lehrerin Isabel Schuth (31) gehen sie mit einer anderen Lehrerin in den Nebenraum, lernen dort gerade Zahlen und Farben auf Englisch. „Da sind die anderen einfach zu weit.“ Spätestens in der Pause aber spielen alle Klassenkameraden gemeinsam Fangen auf dem Schulhof.