Hattingen. . Nur Stadtverordneter möchte der amtierende Partei- und Fraktionschef der FDP noch bleiben.

Er war Redenschreiber von Klaus Kinkel und Referent von Norbert Blüm. Er war Mitglied im Bezirksvorstand Westliches Westfalen wie im Landesvorstand der FDP. Seit 20 Jahren hinterlässt er liberale Spuren im Ennepe-Ruhr-Kreis. Als Parteivorsitzender zunächst in Sprockhövel, später in Hattingen. Als Fraktionsvorsitzender der Ortspartei. Als Fraktionschef der FDP im Kreistag. Jetzt zieht er sich zurück. Gilbert Gratzel (50) gibt im kommenden Jahr fast alle politischen Ämter auf.

„Es gibt neue Schwerpunkte in meinem Leben“, erklärt Gratzel seinen Rückzug. Und meint vor allem seine Familie mit Frau und Kindern (zehn und vier Jahre). Aber auch seine Doktorarbeit, die er nach 25 Jahren Unterbrechung endlich zu Ende schreiben will. „Ein politisches Mandat ist Verantwortung auf Zeit“, sagt Gilbert Gratzel. „Und ich hatte genügend Zeit, meine Ziele zu vertreten und auch durchzubringen. Das sollen jetzt andere tun. Es ist genug Personal da, das die Partei neu beleben kann. Da mache ich mir keine Sorgen.“

Dass er alle Parteifunktionen und Abgeordnetenmandate auf Kreisebene zurückgibt, hat Gratzel seinen Parteifreunden bereits im März angekündigt. Lange vor der Schlappe bei der Bundestagswahl also, von der der 50-Jährige einen Tag danach gesagt hatte, man habe den Niedergang der Partei sehen können.

Was Gratzel für sich selbst noch sieht, ist eine weitere Legislaturperiode als FDP-Stadtverordneter in Hattingen. Vor allem, weil er „den Moschee-Neubau noch im Konsens auf den Weg bringen will“, wird der in Ahrweiler geborene Diplom-Politologe bei der Kommunalwahl im Mai 2014 noch einmal antreten.

Die Hattinger Liberalen aber müssen sich im nächsten Februar einen neuen Parteichef suchen. Ein Amt, das Gratzel erst im März 2012 von Marc Bartrina übernommen hatte. Der war nach nur zwei Jahren zurückgetreten – wegen Unstimmigkeiten. „Es passte einfach nicht mehr“, so Gratzel im März 2012.