Die 20-jährige Anna Maria Gerlach findet es traurig, dass Kirche heute für viele als uncool gilt. Während der nächsten vier Jahre als gewählte Pfarrgemeinderätin will sie auch am Image-Problem arbeiten – und an praktischer Hilfe für ältere Kirchgänger.
Die meisten ihrer Freunde haben mit der Kirche nichts am Hut. Aber Anna Maria Gerlach (20) engagiert sich und setzt sich dafür auch gerne neben 70-Jährige an den Tisch. Sie ist mit Abstand das jüngste Mitglied des neu gewählten Pfarrgemeinderates der katholischen Kirche. Für vier Jahre wird sie sich mit 14 weiteren Ehrenamtlichen, mit Pfarrer Winfried Langendonk, Pastor Mirco Quint und Pastor Enzio Grunert für St. Joseph in Welper einsetzen.
„Das einzige, was bei der katholischen Kirche wirklich demokratisch ist, ist der Pfarrgemeinderat und deshalb sollten dort alle Altersgruppen vertreten sein“, sagt Anna Maria Gerlach. Alle Katholiken ab 14 Jahren konnten direkt wählen. „Es ist wichtig, dass auch Jüngere die Kirche mit gestalten. Veränderungen, die jetzt kommen, betreffen schließlich die nächsten 60 Jahre meines Lebens in der Gemeinde“, so Anna Maria Gerlach. Und: „Die Älteren werden irgendwann aufhören müssen, dann muss der Nachwuchs die Aufgaben übernehmen.“
Ein Problem sieht sie im Image der Kirche. „Viele sehen die katholische Kirche als konservativer an, als sie wirklich ist. In Messen und auf Festen ist die Stimmung locker, da lachen wir viel“, sagt sie. „Aber natürlich sind Skandale wie der um Bischof Tebartz-van Elst ein schlechtes Aushängeschild. Ich glaube, dass Eltern von solchen Skandalen abgeschreckt werden. Wenn sie dann nicht mehr mit ihren Kindern zur Kirche kommen, dann haben auch die Kinder bald keinen Bezug mehr. Dann wird Kirche uncool.“
Es sind meist ältere Menschen, denen Kirche noch viel bedeutet. „Der Pfarrgemeinderat will Ideen finden, wie ältere Menschen zur Kirche gelangen können. Die meisten Frauen, die älter als 70 sind, haben keinen Führerschein. Wenn ihr Gatte verstirbt oder kein Auto mehr fahren kann, gibt es ein Problem.“
Anna Maria Gerlach ist zuversichtlich, dass sie die neuen Aufgaben schaffen kann, auch wenn nicht mehr viel Zeit für Freizeit bleibt. In Wuppertal studiert sie Mathematik und Sozialwissenschaften auf Lehramt, gibt zudem Nachhilfeunterricht und arbeitet in einer Bäckerei. Trotzdem – die Kirche liegt ihr am Herzen „Ich habe viele schöne Erinnerungen an die Kirche, zum Beispiel sonntags neben Oma und Opa zu sitzen.“ In St. Joseph war Anna Marie Gerlach bereits Sternsängerin und Messdienerin. „Ich hoffe, dass ich irgendwann auch noch in dieser Kirche heiraten werde.“