Hattingen. . Tradition hat in Hattingen die lebendig gewordene Frau Holle. Sie zieht mit ihrer Kutsche über den Weihnachtsmarkt. Nikoläuse, Rentiere und Engel begleiten sie. Und verteilen Süßigkeiten an die Kinder. Die Besucher hörten, warum Frau Holle ihren Engel der Technik brauchte.
„Ich seh’ den Kopf!“ „Ich glaub, da kommt sie!“ Das rufen Erwachsene, auf deren Schultern ungeduldig Kleinkinder sitzen - und auf Frau Holle warten, die traditionell am 1. Dezember das erste Türchen des Alten-Rathaus-Kalenders öffnet.
Dabei haben viele sie schon bei der Parade von der Heggerstraße hin zum Alten Rathaus gesehen. Denn sie halten bereits Schokogoldmünzen in der Hand, die Frau Holles Begleiter verteilt haben.
Die Dixie-Band vorweg spielt gut gelaunt auf, singt: „Kling, Glöckchen, klingelingeling“. Und klingelt dazu mit einem goldenen Glöckchen. Humor darf sein, also intoniert der Sänger: „Leise rieselt die Vier auf das Zeugnispapiiiiier.“ Was ein wenig zu den „Kamelle“-Rufen am Rande passt. Der Band folgen kleine und große Nikoläuse. Sogar ein hübsch geschmückter Weihnachtsbaum läuft mit, gefolgt von Schneefrauen, Rentieren mit roten Nasen. Gemächlich zieht der Tross voran, vorbei am voll besetzten Kinderkettenkarussell.
Täglicher Besuch
Die Weihnachtsmarktparade (Bild: Theobald) gibt’s nur ein Mal in der Weihnachtsmarktzeit. Frau Holle hingegen kommt nun täglich bis zum 24. Dezember, um 17 Uhr (Achtung, am 24. um 11 Uhr) in ihrem märchenhaften Kostüm eines der 24 Fenster des Adventskalenders am Alten Rathaus zu öffnen.
Sie präsentiert weihnachtliche Lieder, Geschichten, Gedichte. Wenn sie ihr Federbettkissen schüttelt, regnet es Goldtaler.
Auf dem Obermarkt ist kaum ein Durchkommen für Frau Holles Kutsche, die von zwei prächtigen Friesen gezogen wird, deren schwarzes Fell glänzt - und so einen hübschen Kontrast bildet zur ganz weiß gewandeten Märchenfrau und ihren begleitenden Engelchen. Deren Heiligenscheinchen glänzen golden in der Dämmerung.
Erstaunlich viele Besucher sind zum ersten Mal da. Familie Busche aus Kamen hat von Freunden gehört, dass das Ereignis einen Besuch lohnt. Nele (3) jedenfalls ist begeistert: „Ich habe schon einen Schokogoldtaler.“
Ungeduldiges Warten
„Frau Holle, toohomm“, schreit Lelio (23 Monate) aus Essen. Und auch Justus (2) singt „Frau Holle, Frau Holle“. Schon glauben die ersten, die Dame zeigt sich - denn Lichterketten an zwei Häusergiebeln rechts des Obermarktes beginnen zu leuchten. Doch gefehlt.
„An welches Fenster sie wohl kommt? Ich kann die Zahlen gar nicht lesen“, sagt eine Besucherin. Dann öffnet sich ein Fenster. „Aaah“ - zeigt sich ein Lautsprecher. Und dann noch einer. Schließlich ganz pünktlich um 17 Uhr öffnet sich das dritte Fenster von links der unteren Reihe am Alten Rathaus: Frau Holle spricht zu den Kindern und Erwachsenen, von denen viele sich mit Glühwein zuprosten. Handykameras über Köpfen klicken. Der panische Ruf ertönt: „Bleibt zusammen, sonst verlieren wir uns.“ Nicht alle Worte der lebendig gewordenen Märchenfigur dringen bis ans andere Ende des Obermarktes. Viele Liedchen und Gedichtchen sind bekannt, die Frau Holle zitiert, unterbrochen vom Einschub: „Ich hoffe, es knackt nicht zu sehr in meinem himmlischen Mikrofon. Ich habe einen Engel der Technik dabei.“ Das Kalenderfenster, das sie öffnet, zeigt Bullerbü. Die Menge applaudiert. Frau Holle schüttelt Goldtaler aus ihren Kissen. „Ich glaub, ich seh’ da Taler fliegen“, ruft Marian (4).