Hattingen. Heimatfreund Gerhard Wojahn beschäftigt sich heute mit der Wasserstraße. Erinnerungen an ein Stück Stadtgeschichte, das es in seiner früheren Form nicht mehr gibt.

Die Wasserstraße mit vier Fachwerkhäusern aus dem 17. Jahr­hundert gehörte zum Kern der Hattinger Altstadt und verlief parallel zur St.-Georg-Straße. Sie war innerhalb der Stadtmauer die Verbindung vom Bruchtor zum Steinhagentor.

Die Wasserstraße begann an der Bruchstraße (jetzt Große Weilstraße) neben dem Kaufhaus Bär/Zettl beziehungsweise Metzger Cahn, später Stratmann. Sie führte am Flachsmarkt vorbei und endete am Steinhagen. Dem Haus Nr. 4 am ­linken Bildrand schloss direkt ein größeres Fachwerkhaus des Eigentümers Stracke an. Da sich der Hauseingang an der Kopfseite befand, war es dem Flachsmarkt zugeordnet. Das Gebäude ist während des Zweiten Weltkriegs beim Luftangriff im März 1945 total zerstört worden. Die Häuserreihe setzte sich fort mit der Gaststätte Hattinger Hof, Flachsmarkt Nr. 9, ebenfalls am Rand der Wasserstraße.

Nach 120 Meter mündete die Wasserstraße in den Steinhagen. Kurz vor dem Ende standen rechts auf leichter Anhöhe zwei Fachwerkhäuser mit roten Ziegelsteinen und den Hausnummern 12 bzw. 12 A. Auch sie gehörten in den 1930er Jahren zur Wasserstraße. Jenen Winkel nannte der Volksmund „Im Backwerth“.

Die im 17. Jahrhundert er­richteten Häuser hatten eigene Brunnen, sie wurden vom Grundwasser des Bachlaufs Emsche gespeist. Eine Kanalisation gab es nicht. Dafür durchzog ein tiefer gelegter Rinnstein das Kopfstein­pflaster. Der nahm auch das Regenwasser von den Hausdächern auf.

Ferner gab es hier bis etwa zum Jahr 1930 keine Strom- und Te­lefonleitungen, weder Hydranten noch Müllboxen, auch keine Autos oder Fahrräder. Es mangelte an Platz für Grünanlagen und Blumenkübel.

Die Aufnahme aus dem Jahr 1911 zeigt den Blick vom Flachsmarkt durch die Wasserstraße zur Bruchstraße.

Auf Grund der schlechten Bausubstanz konnten die Häuser nicht erhalten werden. Sie wurden Ende der 1960er Jahre im Rahmen der Flächensanierung abgebrochen und durch Neubauten ersetzt.

In der Altstadt ist der Name Wasserstraße inzwischen gelöscht. Das neu bebaute Straßenstück nennt sich nun auch Flachsmarkt, eine Bezeichnung, die für das Umfeld schon lange bestand. Dennoch ­existiert immer noch eine „Wasserstraße“ in unserer Stadt. Sie befindet sich im Ortsteil Niederbonsfeld/ Winzermark und verbindet die Isenbergstraße mit der Tippel­straße.