Hattingen. . Inge Stekl ist 68 Jahre alt und kann sich finanziell nur über Wasser halten, weil sie eine Grundsicherung bezieht. Sie berichtet, wie sie mit ihren 350 Euro pro Monat haushalten muss.
„Ich wusste nicht, wie flexibel ich nach unten bin.“ Das sagt Inge Stekl. Die 68-Jährige ist eine von 333 Hattingern über 65 Jahren, die derzeit eine Grundsicherung bekommen. Einen Zuschuss, weil sie von der Rente allein nicht leben können. Inge Stekl will „der Altersarmut ein Gesicht geben“, hat sich deshalb bereiterklärt, über ihr Leben zu sprechen.
„Wenn alles bezahlt ist – Miete, Strom, Versicherungen usw. – bleiben mir 350 Euro zum Leben“, erklärt sie und zeigt ihre Einkünfte und Ausgaben. Ohne die Grundsicherung, 320 Euro erhält die Seniorin jeden Monat, bliebe fast nichts.
Dabei hat Inge Stekl auch ganz andere Zeiten erlebt. „Früher konnte ich einen Porsche fahren“, erinnert sie sich. Früher, das war, als sie mit ihrem damaligen Lebensgefährten ein italienisches Restaurant in Kettwig betrieb. 15 Jahre lang. Aber mit der Trennung ging es auch finanziell bergab. Der Versuch, eine Kneipe im Krämersdorf zu eröffnen, missglückte. Und als Inge Stekl mit 51 Jahren aus gesundheitlichen Gründen in Frührente gehen musste, bedeutete das große Abstriche bei der Rente
Die heute 68-Jährige lebt deshalb mit Einschränkungen: „Ich hatte früher 1300 Bücher“, schwärmt sie, „die musste ich verkaufen.“ Kulturelle Veranstaltungen oder die Fußpflege seien nicht mehr drin. Für eine Friseurbesuch muss Inge Stekl lange sparen. „Führe ich ein würdeloses Leben“, fragt sie in sich gekehrt. „Nein“, ist ihre klare Antwort an sich selbst. Aber „man muss diszipliniert vorgehen, um nicht zu sehr zu verkommen“.
Im Alltag hat sich die Hattingerin mit ihrer Situation arrangiert: „Seit zehn Jahren kaufe ich Mäntel, Jacken und Schuhe nur im Second-Hand-Laden.“ Sie trägt selbstgestrickte Socken und Pflegeprodukte holt sich Inge Stekl in der Apotheke – als kostenlose Pröbchen. „Wer mich kennt, ist hilfsbereit“, freut sie sich. Zugute kommt ihr ihre Erfahrung als Köchin: „Ich kann gut wirtschaften und mit guten Zutaten backe ich für den Preis von einem Supermarkt-Kuchen zwei selbst.“
Wenn aber etwas kaputt geht, kommt die Seniorin schnell an ihre Grenzen. Wie aktuell. Die Waschmaschine muss repariert werden. Schon die 28 Euro für die Prüfung des Geräts belasten die Haushaltskasse empfindlich. „Ich versuche das über die Nachbarschaftshilfe hinzukriegen. Anders geht es nicht“, erklärt Stekl. Für Solidarität setzt sie sich selbst ein: „Ich bin Mitglied bei ‘Hattingen solidarisch’ und zahle einen Minibeitrag von fünf Euro im Monat. Das will ich weiterführen“, betont sie. Und dass sie froh ist, in Deutschland mit seinen sozialen Absicherungen zu leben: „Woanders wäre ich längst tot.“