Hattingen. Die „Neue Mitte Bredenscheid“ ist politisch tot. Die Stadt will das Bauleitverfahren für ein verbindendes Neubaugebiet im Ortsteil einstellen.
So groß die bauliche Lücke ist zwischen den beiden Wohngebieten Bredenscheids, so gravierend sind auch die Meinungsunterschiede der Anwohner zum geplanten Zusammenwachsen des Ortsteils. Seit mehr als sechs Jahren bastelt die Stadt an Plänen für einen verbindenden Ortskern zwischen Elfringhauser-, Johannessegener- und Bredenscheider Straße. Von der Politik gewollt, von der Verwaltung konzipiert als elf Hektar großes Neubaugebiet mit rund 100 Wohngebäuden samt Infrastruktur und viel Begleitgrün, hat der Bebauungsplan Nr. 103 „Bredenscheid-Mitte“ immer wieder neue Anläufe zur Realisierung genommen. Jetzt will ihn die Stadt aufheben – und schlägt genau dies dem Stadtentwicklungsausschuss für seine Sitzung am 12. November vor.
Nichts ist geblieben von der Aufbruchstimmung des Jahres 2007. Da war das Planverfahren zur Stärkung des Stadtteils angelaufen.
Inhalt: Einzel-, Doppel-, Reihen- und Geschosswohnhäuser, zudem ein Sportplatz samt Vereinshaus und ein Geschäft zur Nahversorgung. Problem: 18 Grundstückseigentümer mussten einem freiwilligen Umlegungsverfahren zustimmen. Und genau daran ist das Bauleitverfahren jetzt endgültig gescheitert. „Trotz intensiver Bemühungen der Verwaltung“ sei eine Einigung mit allen Grundstückseigentümern nicht zu erreichen gewesen, heißt es jetzt in der Verwaltungsvorlage.
„Sehr schade“ findet das Sabine Radtke (46). Die Ortsbürgermeisterin hatte sich immer wieder für das Projekt eingesetzt. Vor allem, um der schlechten Versorgungslage im Ortsteil entgegenzuwirken. „Am Ende sind viele Grundstückseigentümer wohl auch zermürbt gewesen von dem jahrelangen Hin und Her um die Baupläne und immer neue ungeklärte Fragen“, findet die SPD-Stadtverordnete. Zudem hat sie aber auch eine Reihe von Bredenscheider Bedenkenträgern ausgemacht, die vor allzu massiver Wohnbebauung und störender Verkehrsbelastung gewarnt hätten. „Wir wollen kein zweites Holthausen werden, war da zu hören“, erinnert sich Radtke. Und sagt dennoch: „Ich bin tief enttäuscht. Das wirft unseren Stadtteil jetzt noch weiter zurück.“
Einen Stadtteil, in dem die Rettung der Grundschule vor dem Aus eine der wenigen positiven Nachrichten markiert. Ansonsten regiert Tristesse: Nahversorgung und Freizeitangebote fehlen, das Busnetz wird ausgedünnt. Die Bürger wandern ab – es gibt neun Prozent Einwohnerverlust in acht Jahren.