Hattingen. . Rund 500 Gegendemonstranten markierten am Samstag ein Gegengewicht zum Aufmarsch der Bürgerbewegung Pro NRW. Das Bunte Bündnis traf sich auf dem Untermarkt und zog dann zur Moschee, wo die Hattinger eine Menschenkette bildeten.
„Ich freue mich ungemein, dass wir in so großer Anzahl erschienen sind, um über parteiliche Grenzen hinaus ein wahrnehmbares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu setzen.“ Mit diesen Worten begrüßte Bürgermeisterin Dagmar Goch die etwa 500 Teilnehmer der Gegendemonstration des Hattinger Bündnisses „Buntes Hattingen gegen Rechts“. Die waren am Samstagmittag auf den Untermarkt gekommen, um gemeinsam gegen den Aufmarsch der rechtsextremen Bürgerbewegung Pro NRW zu demonstrieren.
Auf Initiative von Felix Rauls (Linke Jugend) hatten sich an die 20 politische Parteien und Jugendorganisationen, Kirchen und Glaubensgemeinschaften, Gewerkschaften und Interessenverbände sowie Vereine zusammengeschlossen, um „Flagge gegen Rechts“ zu zeigen. Björn Frey (21) von den Jungsozialisten formulierte es so: „Es ist ein Unding, dass so etwas hier bei uns passiert. Wir wollen zwar ein buntes Stadtbild in Hattingen – aber ohne braune Farbkleckse.“
Auch die Teilnehmer der Kundgebung waren sich einig: Statements wie „Wir wollen das braune Pack hier in Hattingen nicht haben“, „Wir wollen Toleranz, Respekt und Gleichberechtigung“, „Wir kämpfen für eine solidarische Gemeinschaft, in der keine Unterschiede gemacht werden aufgrund Nation, Geschlecht, Religion, Weltanschauung oder sozialem Status“ wurden mit tosendem Applaus und zustimmenden Rufen quittiert.
Für eine multikulturelle Gesellschaft
Sabine Radtke, SPD-Stadtverordnete, fand ebenso klare Worte: „Fremdenhasser können und wollen wir in unserer Stadt nicht akzeptieren. Wer hetzt und pöbelt, hat hier nichts zu suchen. Nazis raus aus Hattingen. Zivilcourage ist wichtig!“ Seite an Seite setzten die 500 Protestteilnehmern ein Signal „für die elementaren, demokratischen Werte des Gemeinwesens, für Weltoffenheit und eine multikulturelle Gesellschaft“. Dem „Fremdenhass der islamfeindlichen Bürgerbewegung Pro NRW“ wolle man „friedlich und demokratisch“ entgegenwirken.
Und friedlich verlief dann auch der Marsch vom Untermarkt übers Krämersdorf zur Martin-Luther-Straße. Rund um die Moschee bildeten die Bündnis-Teilnehmer eine Menschenkette, die Zusammengehörigkeit signalisierte.
„Die Bürgerbewegung, das sind wir. Ihr wollt lediglich Hass sähen und diskriminieren“, rief Ralf Kapschack, SPD-Bundestagsabgeordneter. Bürgermeisterin Dagmar Goch lobte die Ditib-Gemeinde als „offen und gastfreundlich“ und warb „für ein Hattingen, das für alle da ist“.
Das wollen auch die Bürger. Rolf Novy-Huy (56): „Gerade in Deutschland, wo schon Moscheen gebrannt haben, ist es für mich selbstverständlich,dass hier jeder ein Gotteshaus errichten darf.“ Über die lernten sich gesellschaftliche Gruppen erst kennen, also würde die Errichtung einer neuer Moschee in Hattingen klares Signal setzen. Christel Kleinebrecht (66) findet: „Ohne unsere muslimischen Freunde und deren Geschäfte würden viele Arbeitsabläufe in unserer Stadt doch gar nicht erst funktionieren.“ Und Daniela Risse (39) meint: „Eigentlich sollten wir alle tanzen und jubeln – diese Ecke hier kann doch nur schöner werden durch die Moschee.“
Sichtlich erfreut fasst Sabine Radtke zusammen: „Der heutige Tag zeigt mir, dass wir in Hattingen keinen Platz haben für rechtes Gedankengut. Und deswegen war es richtig, den Tagesordnungspunkt über einen Bürgerentscheid zum Moschee-Bau im Rat zu streichen.“