Hattingen. . Vor fünf Jahren präsentierte Josef Hermanns Pläne für eine überdachte Markthalle im Krämersdorf. Das Projekt scheiterte. Aufgegeben ist es nicht.
Natürlich hat der Hattinger Architekt Josef Hermanns eine Internetseite. Wer die anklickt, hat es nicht weit bis zu einem städtebaulichen Aha-Erlebnis. Man sieht das Krämersdorf im Herzen der Stadt – mit einem Glasdach über einer Markthalle. Und nicht nur die markante Arkaden-Silhouette des Krämersdorfes, auch das Glasdach kommt dem Betrachter bekannt vor. Ein Dach, das es nicht gibt. Wohl aber eine Geschichte dazu. Sie beginnt im September 2008.
Auf einer Grafik flanieren Menschen. Es gibt moderne Marktstände und eine lebendige Außengastronomie. So sieht sie aus, die gläserne Zukunft, wie sie sich Josef Hermanns für das damals kaum belebte Krämersdorf vorstellt. „Einen stillen Ort mit Leben füllen, das Krämersdorf zu einer feinen Adresse machen“, will der Hattinger Architekt. In der Mitte des Platzes sollen 20 fest eingebaute Marktstände Platz finden. Und darüber – ein Glasdach, das das 900 Quadratmeter große Areal komplett überspannt. Eine Stahlkonstruktion in vier Metern Höhe, die den Platz luftdicht abschließt.
Ein Jahr später schon will Hermanns fertig sein. Allein die Markthalle soll 500 000 Euro kosten. Es gebe interessierte Investoren.
Die Idee endete im Streit
Interessierte vielleicht. Belastbare nicht. Niemand will die Hermanns-Pläne realisieren. Die Glasdach-Idee, sie endet im Streit. Die Feuerwehr hat Brandschutz-Bedenken. Anwohner beklagen, das Glasdach rage in die ersten Obergeschosse der Häuser. „Feuerwehr und Stadtverwaltung waren ohne uns vor Ort. Wir hatten keine Möglichkeit der Stellungnahme“, ärgert sich Josef Hermanns heute über die Situation damals. Seinerzeit hatte er noch einmal überarbeitete Pläne vorgelegt – ohne Glasdach, dafür einer abgespeckten Markthalle mit nur noch 16 Ständen mitten auf dem Platz.
Auch diese Pläne platzten. Zuletzt warfen sich Stadt und Architekt gegenseitig vor, keinen Investor gefunden zu haben. Hermanns zog sich verschnupft zurück. 230 Arbeitsstunden seines kleinen Teams und 15 000 Euro Vor-Investition seien genug.
Von der Idee hat er nicht genug. „Sie ist in den Köpfen der Hattinger, ich werde immer noch von vielen darauf angesprochen“, versichert der Architekt. Dass sich nicht nur Bürger, sondern gerade auch Händler dafür begeisterten, zeuge von der Strahlkraft der Pläne.
Was – damals wie heute – fehlt, ist Geld. „Man müsste noch einmal 15 000 Euro für ein angepasstes Konzept in die Hand nehmen“, sagt Hermanns, der seinem Planungs-Kind schon einmal ein neues Kleid verpasst hat. Und nach wie vor davon überzeugt ist, dass man an den Standort nicht nur glauben kann, sondern glauben muss.