Hattingen. . Senioren lasen in der Stadtbibliothek Kurzgeschichten mit persönlichen Erlebnissen aus dem Krieg und der Nachkriegszeit und Alltags-Anekdoten.
Lesungen gibt es in der Stadtbibliothek oft. Bekannte Autoren kommen dazu nach Hattingen. Doch dieses Mal stehen die Erzählungen von Bürgern im Mittelpunkt: Senioren lasen in der Bibliothek Kurzgeschichten vor, die auf ihren Erlebnissen basieren. Gesammelt wurde sie ihm Rahmen der Aktion „Aufgeschrieben“ vom Seniorentreff Kick.
Die Kurzgeschichten der Teilnehmer drehten sich viel um die Themen Krieg und Nachkriegszeit, aber auch von Erlebnissen aus dem heutigen Alltag wurde berichtet. „Schlimmes und Schönes“, fasst Inge Berger von Kick zusammen. Ursula Ohlinger liest eine Geschichte, in der sie als kleines Mädchen während des Zweiten Weltkriegs lange Zeit auf ihren Vater , den Soldaten, wartete. Lange kamen keine Briefe, kein Lebenszeichen. Kurz vor Weihnachten stand ihr Vater dann auf dem schneebedeckten Marktplatz. „Für diesen Augenblick hielt die Zeit inne und mit ihr der Krieg“, liest Ohlinger. Geschichten, die berühren.
Über andere wird geschmunzelt. So wie über die von Robert Hüser, die auch tragisch hätte enden können: Er hat miterlebt, wie ein Soldat in der Innenstadt aus Versehen einen Schuss fallen ließ. In einem Haus im Mühlenwinkel waren noch lange die Einschusslöcher zu sehen.
Rolf Fluit berichtet über die ersten Begegnungen mit einem amerikanischen Soldaten nach Kriegsende. Dessen dunkle Hautfarbe kannte er damals nicht. „Zuerst sahen wir eine Gestalt wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Schwarz wie ein Schornsteinfeger. Doch plötzlich blitzten in dem Gesicht zwei makellose Zahnreihen auf“, beschreibt Fluit.
Eine schöne Anekdote, die ihr erst vor Kurzem passierte, erzählt Christina Schittek. Sie hat eine Gehhilfe, über die sich zwei Jungen aus dem Kindergarten lustig gemacht haben. In ihrer Geschichte meldet sich Oliver zu Wort: „So etwas tut man nicht, über andere Menschen zu lachen.“ Schittek war begeistert von dem Mut des Fünfjährigen. Oliver lauschte Schittek übrigens beim Vorlesen.
Die Idee, Geschichten zu sammeln, ist durch den Heimatverein entstanden. Der suchte bei den Hattingern nach Souvenirs, die einen historischen Hintergrund haben. Im städtischen Treff Kick wurden daraufhin Geschichten gesucht, die das Leben schreibt. „Früher haben wir unseren Großeltern gerne zugehört, wenn sie von früher erzählt haben. Heute winken viele Enkel ab “, sagt Inge Berger, Organisatorin im Kick. Dabei – das zeigt sich bei der Lesung deutlich – sind gerade diese Erinnerungen sehr spannend.