Gespräche über Dinge des Alltages haben für Schwerhörige und Ertaubte Seltenheitswert. Nicht wenige resignieren früher oder später, isolieren sich und drohen zu vereinsamen. Die „Löffelboten“ setzen mit ihrem Gruppenangebot etwas dagegen. Dabei hilft ihnen nicht zuletzt auch die Technik.
Es gibt Kuchen heute. „Zwei aus der Gruppe hatten gerade Geburtstag“, sagt Ulrike Tenbensel (63). Doch diese Erklärung zu der Besucherin, die an diesem Oktobertag „Die Löffelboten“ kennenlernen möchte, können die anderen am Tisch nicht verstehen. Die Leiterin der Selbsthilfegruppe für Schwerhörige, Ertaubte und CI-Träger (eine Innenohr-Prothese) lässt also ihre Hände sprechen. Die besagen: Ihr müsst eure Hörgeräte nun umstellen auf „Telefonspulen-Empfang“. Eine 2011 angeschaffte Funkmikrofon-Anlage macht es dabei möglich, dass sodann jedes ins Mikro gesprochene Wort ins Ohr eines Hörgeräteträgers übertragen wird. So kann die Gruppe füreinander „ganz Ohr sein“.
Es ist für viele ein Problem, dass Schwerhörigkeit nicht sichtbar ist
Gemeinsame Gespräche über die Dinge des Alltages: Sie haben für die „Löffelboten“ Seltenheitswert. Außerhalb dieses Raumes der Lebenshilfe an der Bruchstraße rauschen Unterhaltungen an den Hörgeschädigten zumeist vorbei, „man fühlt sich vom Leben um einen herum ausgeschlossen“, spricht Friedrich Kersebaum ins Mikro. Die „Löffelboten“ um ihn herum nicken zustimmend. Und ihre Gesichter bedeuten, dass sie alle ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie der 80-Jährige, der im Folgenden erzählt, wie andere ihn fälschlicherweise immer wieder ermahnt hätten, wenn er etwas nicht verstanden hatte: „Fritz, du musst auch zuhören!“ Dabei kamen die Worte nur viel zu leise bei ihm an.
Dass Schwerhörigkeit nicht sichtbar ist, ist für Betroffene oft ein großes Problem. Nicht wenige resignieren früher oder später, gehen nicht mehr raus, sondern isolieren sich und drohen zu vereinsamen.
Für um so wichtiger erachtet die 2007 von Rudi Arens gegründete Selbsthilfegruppe für Schwerhörige, Ertaubte und CI-Träger – die sich vor drei Jahren den plakativen Namen „Die Löffelboten“ gab – daher die allmonatlichen Treffen. Bei denen tauschen sich die zurzeit zwölf Mitglieder aus: über ihre Erfahrungen als Schwerhörige oder Ertaubte mit Ärzten, im Alltag. Sie lassen sich von Ulrike Tenbensel und ihrer Stellvertreterin Bärbel Brinkert (63) informieren, welches Hörgerät für wen am besten geeignet ist, erzählen einander, was ein Cochlear-Implant (CI) bringen kann. Und ab und an, fügt Ulrike Tenbensel hinzu, stehen auch gemeinsame Ausflüge an.
Immer wieder wird das Mikrofon während dieses Gespräches dabei von einem zum nächsten gereicht, auch die Besucherin richtet so ihre Fragen an die Runde. Sehr laut, sehr deutlich. Bis einige „Löffelboten“ ihr bedeuten: Etwas leiser ins Mikro zu sprechen, genügt. Sie sind ja nicht schwerhörig hier.