Hattingen. . Regelmäßig können Besucher den Luftschutzstollen am Hüttengelände erkunden. Unter fachkundiger Leitung geht es durch die 70 Jahre alte Anlage. Wilfried Maehler erklärt warum der Begriff „Bunker“ irreführend ist.
Tief in das Ruhrsandsteingebirge am ehemaligen Gelände der Henrichshütte mussten die Bergleute, Schießmeister und Hilfsarbeiter schürfen. Gänge, die etwa auf 120 Metern begehbar sind, wurden hier 1943 in das massive Gestein gesprengt, gebohrt und gegraben. 1943, das Jahr, in dem die Aliierten Hattingen und die Henrichshütte in einem ersten großen Luftangriff bombardierten. Daraufhin beschloss der Vorstand der Ruhrtal AG, sogenannte „bombensichere Unterkünfte“ zu errichten, eine davon war der Luftschutzstollen am Hüttengelände, den Interessierte im Rahmen einer einstündigen „Bunker-Tour“ unter fachkundiger Leitung entdecken können.
„Der Begriff Bunker ist im Zusammenhang mit dem Luftschutzstollen irreführend, da das Wort ,Bunker’ Bauwerke mit einer Betonhülle bezeichnet,“ erklärt Luftschutzspezialist Wilfried Maehler. Die Tour ist sehr gut besucht; keiner der knallgelben Schutzhelme ist mehr übrig. Dementsprechend eng und bedrückend ist es in den schmalen und niedrigen Gängen, die fast jedem eine durchgehend gebückte Haltung abverlangen und für Menschen, die an Platzangst leiden, wohl einen wahren Albtraum darstellen dürften.
„Der Stollen war für etwa 250 Menschen ausgelegt, ursprünglich nur für die leitenden Angestellten der Hütte und deren Familien, später wurde er aber noch ausgebaut.“ Maehler, Mitglied im Verein „Studienkreis Bochumer Bunker“, deutet auf tiefe Furchen, die in den Steinboden eingelassen sind. „Der Stollen verfügte über Wasser- und Stromleitungen, ein Indiz dafür, dass er für Menschen ,höheren Ranges‘ gebaut war.“ Doch auch, wenn tendenziell luxuriösere Umstände in dem Hattinger Stollen herrschten, so wird beim Aufenthalt in den sogenannten Luftschutzräumen, mit Backstein rundum gepflasterte Höhlen tief im Felsgestein, annähernd deutlich, wie belastend die Verhältnisse gewesen sein müssen.
Maehler gelingt es, mit Anekdoten die Aufmerksamkeit der Gruppe zu erhalten. „Luftnot, Hitze, der Gang zur Toilette – schwer traumatisierend für die Zeitzeugen“, schildert er und deutet auf die Wände, von denen Reste blauer und grüner Farbe abblättern. „Das Streichen in diesen Farben sollte eine beruhigende Wirkung auf die Insassen haben.“ Und so geht die Stunde „unter Tage“ auch mit rasender Geschwindigkeit zwischen Erklärungen über architektonische Besonderheiten des Stollens und Berichten über Erzählungen von Zeitzeugen zu Ende.
Für alle, die keine Angst vor engen Räumen und direkte Nähe zum Vordermann haben, ist die „Bunker-Führung“ ein kurzer, aber interessanter Trip ins die Hattinger Geschichte.