Hattingen. . Bernhard Matthes und Margot brechen eine Lanze für die Schöpfung und regen in internationaler Ausstellung dreier Länder zu philosophischen Betrachtungen an.
Was macht der Mann im schwarzen Anzug mit dem Huhn unterm Arm? Nein, nein, keine Beerdigung für ein bedauernswertes Federvieh. Im Gegenteil. Bernhard Matthes in Künstlerkluft, der an der internationalen Ausstellung im Stadtmuseum „Wasser gleich – Woda jest“ beteiligt ist, bricht auf der Einladung zur Vernissage eine Lanze für die Schöpfung – mit Margot.
Selbstversorgerparadies
Im Moment sieht er eher aus wie ein Bauer. In wetterfester Kluft und Gummistiefeln führt er durch sein Selbstversorgerparadies mitten im Grünen. Füttert die fünf Hühner, die alle Namen haben, frei rumlaufen und nicht im Topf landen werden, sondern ihr Hühnerleben genießen und fleißig Eier legen. Nicht zu fleißig. Mit Blick auf Cholesterinspiegel und Zwei-Personen-Haushalt wählten Matthes und seine Frau Christel eine Sorte, die nur alle zwei Tage ein Ei legt.
Mit Grausen denkt der Künstler an Übernachtungen in Hotels und Pensionen, in denen das Ei nach Fischmehl schmeckte. Und genießt auch Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, die noch so munden, wie die Natur es vorgesehen hat. Ob Äpfel oder Pflaumen, über 20 Sorten Gemüse, Kartoffeln – alles da. Wobei die Gurken im Gewächshaus wachsen, wie es ihnen passt – und sicher in keine EU-Norm passen. Doch mit Normen hat es Matthes sowieso nicht so. Nicht nur als Nahrungsbestandteil taugt ihm das Ei, sondern auch für eine philosophische Diskussion. „Was war zuerst da, das Ei oder das Huhn?“ Auch um den christlichen Glauben, das Kreuz, um Religion geht es in seinem Ausstellungsbeitrag, in dem Gras eine Rolle spielt, das wie alle Natur und jedes Leben Wasser braucht. Nicht jeder muss zum Landwirt oder Selbstversorger werden. Aber Bewusstsein will Matthes wecken. Dafür, „Böden nicht zu versauen“, sich saisonal zu ernähren, statt Kochshows zu konsumieren lieber Essen zuzubereiten. „Als Künstler hat man Verantwortung.“ Der kommt er nach.
Oder und Neiße waren trennende Flüsse, blickt der Hattinger zurück in der Geschichte. Das sind sie nicht mehr. Nicht Trennung, sondern Verbindung wünscht er sich in der Kunst. Die ihm hier manchmal zu brav, zu bieder ist. Während viele Polen in Deutschland studieren würden, funktioniert es umgekehrt nicht so gut. Die Deutschen „haben ein falsches Bild von Polen als Entwicklungsland, von Autoklauern.“ Je östlicher, um so interessanter wird es für ihn. Deutsche könnten viel lernen von anderen, sagt er. Etwa bei der Gastfreundschaft. Und schiebt selbstgemachte Pflaumenmarmelade über den Tisch.