Hattingen. Der VRR plant, den Preis für das Semesterticket um 43 Prozent zu erhöhen. Zwei Hattinger stehen gemeinsam mit ihren Kommilitonen auf.
Wer als Student daheim in Hattingen wohnt, muss pendeln. Hin zur Uni oder Hochschule und zurück. Tag für Tag. Damit die Kosten für die jungen Menschen nicht explodieren, gibt es seit Jahrzehnten das Semesterticket – es wird pauschal gezahlt und garantiert die Nutzung im Nahverkehr für die Studenten. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) plant, den Preis für das Semesterticket stufenweise um 43 Prozent anzuheben – zurzeit kostet es an der Ruhr-Uni in Bochum 150 Euro. Das sorgt für einen Aufschrei. Auch in Hattingen.
Lukas Holl beginnt im Oktober sein erstes Semester an der Ruhr-Universität und hat bereits Vorkurse. Deshalb fährt der 21-Jährige jetzt schon jeden Tag in der Woche mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Bochum. Daran wird sich im Verlauf des Semesters nichts ändern – aber der Preis, den er dafür bezahlt, der wird sich ändern. Das bestätigt der VRR auf Nachfrage der Hattinger WAZ. Die Frage ist: Um wie viel Prozent wird das Semesterticket erhöht? 43 Prozent, die alle Studenten ab Sommer 2014 stufenweise zusätzlich zahlen sollen, stehen zurzeit im Raum.
Für diese Preiserhöhung hat Lukas Holl kein Verständnis: „Durch den doppelten Abitur-Jahrgang fangen 50 Prozent mehr Studenten an. Demnach müsste der VRR deutlich mehr Gewinn machen, wodurch eine Erhöhung unverständlich wird.“ Ein Nebenjob sei vom Aufwand her nicht möglich und auch die Spritkosten für ein Auto oder Moped sind „deshalb nicht tragbar“, so Holl. Er sieht auch keine Möglichkeit, auf andere Tickets auszuweichen, weil diese noch teurer seien. „Außerdem nutze ich das Semesterticket nur im VRR-Gebiet, das integrierte NRW-Ticket brauche ich fast gar nicht“, argumentiert er und widerspricht damit dem VRR, der behauptet, mit dem Studententicket würden massive Verluste einhergehen, da die NRW-Fahrten viel mehr kosten würden.
Auch Kristina Reetz findet: „Es trifft genau die Falschen“. Die Studentin, die in Wuppertal zur Universität geht, ist der Meinung, dass für viele Pendler die Preiserhöhung eine große finanzielle Belastung ist. „Trotz BAföG und Nebenjob tun mir persönlich schon jede zehn Euro weh, die ich extra ausgeben muss“, so die 26-Jährige. Sie verzichtet oft auf Kinobesuche oder Kneipenabende und weiß nun nicht, wie sie sich finanziell noch mehr einschränken soll.
„Besonders wenn man in einem ländlichen Randgebiet wohnt und mehrmals umsteigen muss, gibt es keine Alternative“, argumentiert Kristina Reetz. Sie kommt aus der Elfringhauser Schweiz. Anderthalb Stunden muss sie täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. „Es ist unverschämt, für überhitzte Züge im Sommer und ausfallende Busse im Winter noch mehr Geld zu zahlen“, sagt sie empört.