Bochum/Hattingen/Witten. Krönender Abschluss für das Zeltfestival Ruhr am Kemnader See: Die Elektro-Punk-Band machte das Publikum mit einer spektakulären Bühnenshow fassungslos .
Da muss ein Raumschiff auf dem Zeltfestival gelandet sein. Anders ist das folgende Spektakel nicht zu erklären. Oder doch: Deichkind war da. Die Hamburger Elektro-Punk-Band gab eine unfassbare Bühnenshow, die so bizarr und beeindruckend war, dass alles nur von einem anderen Stern sein kann. Das Motto heißt wie ihr aktuelles Album: „Befehl von ganz unten“.
Perfekt ausgeführtes Chaos, exzellent präsentierter Wahnsinn. Es beginnt ab der ersten Sekunde, als auf dem weißen Vorhang die Schatten der Deichkinder erscheinen und passend zu den düster klingenden Beats wieder verschwinden. Wie Krieger stehen sie auf großen Boxen, die sich zu drehen beginnen. Die Spannung wächst.
Und so geht es weiter. Bis sie mit dem Schlauchboot und in einem gigantischen offenen Fass durch die Masse getragen werden. Bis sie eine Sonnenbank in Regenbogenfarben auf der Bühne abladen. Bis die kreischenden Fans aus den ersten Reihen komplett mit Bier aus Plastikschläuchen überschüttet sind und die umher gewirbelten Federn an ihren Körpern kleben. Bis Deichkind zu den Zuschauern sagt: „Das war jetzt ganz schön viel, ne?“ Ja, aber die Fans wollen mehr vom verrückten Wirrwarr.
Haben sie sich doch das Erkennungszeichen der Gruppe – Hüte in Tetraeder-Form – aus Pappe und Alufolie nachgebaut, blaue Müllsäcke angezogen und sich die Worte „Leider geil“ auf die Stirn geklebt. Da ist die Frage „Wollt ihr mit uns ans Limit gehen?“ überflüssig. Aus tausend Mündern schallt es: „Ja, wir wollen mit euch ans Limit gehen!“
Das überwiegend junge Publikum dreht durch, als „Leider geil“ endlich ertönt. Extra laut. Gruseliges Lachen wie in einer Geisterbahn. Beim gesellschaftskritischen Lied „Bück dich hoch“ drehen sich die Künstler synchron in ihren Chefsesseln. Auch „Der Mond“ und „Illegale Fans“ vom aktuellen Album geben sie zum besten. Zwischendurch machen die Elektrobeats Pause, kurz stehen da die alten Hip-Hopper von früher: Ihren ersten Erfolg „Bon Voyage“ mixen sie mit „Trick Me“ von Kelis.
Bei der Zugabe mit „Remmidemmi (Yippie! Yippie! Yeah)“ ist längst kein Halten mehr. Eine künstlerisch-skurrile Kollision auf der Bühne. Das Publikum ist fassungslos. Plötzlich steht da eine Hüpfburg, einer springt in Badehose auf dem Trampolin, schwingt eine Fahne, dann läuft jemand im Froschkostüm daher. Tausende weiße Federn werden vom Gummiboot aus ins Publikum gewirbelt. Die Fans sind begeistert. Kein Wunder, dass die Veranstalter die krönende Ferkelei auf den letzten Tag gelegt haben.