Hattingen/Witten/Bochum. . Flamenco von Rafael Cortés begeistert das Publikum.
Versunken sitzt Rafael Cortés mit seiner Gitarre auf seinem Stuhl in der Mitte der Bühne, begleitet nur vom eigenen Schattenprofil an der seitlichen Bühnenwand: Er geht auf im Flamenco – und sein Publikum beim Zeltfestival begeistert er von den ersten Klängen bis zur Zugabe nach knapp zwei Stunden Konzert.
Nach und nach füllt sich die Bühne. David Huertas (Cajón) steigt als erster mit ein, lässt keinen Blick von Cortés, fühlt sich ein in den Rhythmus. Dann folgen die Gitarristen Juanfe Luengo und Sohn Rafel Cortés junior.
Stücke vom aktuellen Album „Parando El Tiempo“ bietet Cortés, kündigt zwischendurch aber auch trocken an: „Ich will was improvisieren.“ Und das Ergebnis aus dem bewährten Mix aus melancholischen und temperamentvollen Phasen bejubeln die Zuhörer in Zelt 3 ebenso kräftig wie die bekannten Lieder. Selten blickt Cortés auf, aber die Musiker ständig auf ihn.
Mitreißendes Spiel
Nur bei den Auftritten von Tänzerin Rafaela Escoz, die mit Sänger Gonzalo Cortés die Gruppe an diesem Abend vervollständigt, hängen seine sonst oft geschlossenen Augen an ihr, die energisch und stolz in Rock und später Hose so leidenschaftlich tanzt, dass sich ihr Haarknoten zum Pferdeschwanz auflöst. Zu „El ultimo domingo“, „Der letzte Sonntag“ liefert Cortés die Geschichte gleich mit. Wie er das polnische Tango-Stück nach einer langen Fiesta-Nacht und bei Regen im Tour-Bus in Polen hörte. „Ich dachte Wow! Es handelt davon, wie die Geliebte einen Reicheren, Hübscheren nimmt. Der Sänger bittet, ihm den letzten Sonntag zu schenken. Das Lied haben im Krieg wohl viele Generäle gehört, bevor sie sich suizidierten, heißt das so? Auf meiner CD ist es mit Orchester, mal sehen, wie es ohne klingt.“
Es klingt wie alles an diesem Abend – gelegentliches Rauschen fällt da kaum ins Gewicht: sehr gut und mitreißend. Darum bedarf die Gruppe um den im Ruhrgebiet heimischen Flamenco-Gitarristen auch keiner großen Lichteffekte und außer Tanz-Einlagen auch keiner Show: Die Musiker bleiben einfach sitzen -- und reißen doch am Ende die Fans von den Stühlen.