Irritiert fragt der ältere Herr, ob seine Bahn denn komme. „Selbstverständlich“, beruhigt Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann, „die kommt pünktlich wie immer.“ Tatsächlich biegt sie um die Kurve. Auch wenn mitten auf der Straße Männer im Blaumann und mit orangefarbenen Westen auf den Schienen hocken und mit Schraubenschlüssel, Bohrer und Schleifmaschine hantieren. Die jährliche Hauptuntersuchung der Weichen steht an. Was Kunden nur selten zu sehen bekommen, ist Alltag für die Männer von der Bogestra.
211 Kilometer ist das gesamte Schienennetz durch Witten, Bochum, Hattingen, Herne und Gelsenkirchen lang, 370 Weichen liegen auf der Strecke – und sie alle, Schienen und Weichen, müssen ständig geprüft und gepflegt werden, im laufenden Betrieb.
„Da liegt nicht nur ein Stück Eisen“, sagt Zugsicherungselektroniker Jörg Lindenau und lacht. 60 Einzelteile sind in dem Kasten verbaut, der unter der unscheinbaren Metallplatte zum Vorschein kommt. Und das sei noch ein einfaches Weichenmodell. Federn, Schrauben, Dämpfung und natürlich die Funktion der Weiche werden geprüft und protokolliert. Hat die „Weichenzunge“ auch nur einen Millimeter zu viel Abstand von der Schiene, wird sofort repariert. „Wir machen so viel wie möglich gleich vor Ort“, sagt Teamleiter Thorsten Hiller. Da kann so eine Weichen-HU schnell ein paar Stunden dauern. „Das ist wie beim Zahnarzt“, sagt Christoph Kollmann, „es kommt immer darauf an, wie viel gebohrt werden muss.“
„Der Wagen pumpt ein, die Schwelle gibt nach“, erklärt Thomas Nolte. Mit dem Gleisstopfhammer verdichtet Mike Seidel das Kiesbett, damit die Bahn auch in Zukunft geschmeidig über die Schienen rollt. Manchmal fahre er auch „inkognito“ mit, um genau zu spüren, an welchen Stellen es hakt, so Nolte. Etwa 30 Jahre halten Schienen und Weichen im Schnitt.