Hattingen. . WAZ öffnet Pforten: Leser erleben im Rahmen unserer Sommerreihe mit Udo Polenske, dem Pfarrer der St.Georgs-Kirche, eine abenteuerliche Besteigung.

Wie viele Treppenstufen und Leitersprossen es insgesamt sind bis hinauf zur äußersten Spitze des Kirchturms von St. Georg? Nun, das weiß nach dieser wahrhaft abenteuerlichen Turmbesteigung kein Teilnehmer zu sagen. Zu sehr sind die WAZ-Leser, die am Dienstag Nachmittag im Rahmen der Sommerreihe „WAZ öffnet Pforten“ gemeinsam mit Pfarrer Udo Polenske hoch hinaus wollen, beeindruckt von dem, was sie hier und heute alles so erleben.

„Sie haben Höhenangst?“ Polenske lächelt eine Frau mittleren Alters milde an und warnt auch den Rest der Gruppe vor: „Stellenweise wird’s gleich gefährlich.“ Und: „Sie könnten schmutzig werden.“ Nun, das eine wie das andere stimmt in der Tat. Zwar noch nicht zu Beginn der Turmbesteigung, die die Gruppe vorbei an dem als Lagerraum für ausrangierte Stühle, Lichterketten, Umzugskartons genutzten Turmzimmer über schmale Steinstufen zur ersten Holzleiter führt. Noch ist jede einzelne Sprosse dabei gut zu sehen, auch wenn die elektrische Beleuchtung – wohl wegen der Umbauarbeiten – zurzeit nicht funktioniert (später dann müssen Handys herhalten, um Licht ins Dunkel zu bringen).

Doch jeder Schritt ist lohnenswert. Pfarrer Udo Polenske führt die WAZ-Leser zunächst vorbei am mechanischen Uhrenwerk, mit dem die Glocken der St.-Georgs-Kirche betrieben werden, zwei weitere steile Leitern später kann die staunende Gruppe die vier mächtigen Eisenglocken – darunter auch eine Toten- und eine Taufglocke – sogar anfassen. „Den Kirchentag 1952 in Essen“, erzählt Polenske, „haben diese Glocken hier einst eingeläutet.“ Nun weisen sie den Hattingern die Zeit und rufen zum Gottesdienst. Ob sie auch einmal zum „Vater unser“ erklingen werden, wie in anderen evangelischen Kirchen üblich? Polenske sagt, man denke zurzeit darüber nach, die Läuteordnung zu überarbeiten. Und dann lässt er eine Dame Glöcknerin spielen, der Klang ist wohlklingend – aber laut. Doch Polenske relativiert: „Wenn die Glocken richtig läuten, dann halten Sie es so nah daneben gar nicht aus!“

Und weiter geht’s! Am Fenster einer Holzplattform, an der der Blick hinaus offenbart, dass in dieser Höhe das Schieferdach des Kirchturms beginnt und der gemauerte Teil des Bauwerks endet, steht ein Spinnennetz-umwebter Notenständer. „Der ist“, so Polenske, „für den Trompeter beim Adventsmarkt!“ Noch steiler werden nun die Stufen, noch schmaler jede Plattform. Nicht alle trauen sich, den Weg bis in die äußerste Ecke des 56 Meter hohen Turms zu Ende zu gehen. Doch das Beste kommt zum Schluss: der Blick von hier oben auf die Altstadt – spitze!