Hattingen. . Heimatfreund Gerhard Wojahn beendet heute seinen Spaziergang durch die Emsche. Das „Goldschmids Haus“ galt aufgrund der Bauweise einst als Schmuckstück.
Der Plan „Hattingen, Baubestand vor 1700“ zeigt, dass sich zwei Rinnsale aus Quellen im Bereich Oststraße / Schulstraße auf dem Gelände des Wedemhofs (jetzt Evangelisches Gemeindehaus an der Augustastraße) vereinigten und neben dem Armenhaus (Emschestraße 38) in den kleinen Bach Emscher mündeten. Von dort floss das Wasser weiter auf der Route der heutigen Emschestraße in Richtung Untermarkt.
Im 13. Jahrhundert nahm es seinen Weg über die Bauernhöfe Rehes Gut, Hillebrandt und Im Langenberg. Der Emscher-Bach floss dann zum Reschop und weiter zur Ruhr. Später wurde der Bach kanalisiert.
Pastorat und Goldschmied
Schaute man vom Armenhaus zur Johannisstraße, dann hatte man rechts das Pastoratsgebäude inmitten eines gepflegten Gartens vor sich. Dazu gehörte ein kleineres, einzeln stehendes Gebäude, die „Kinderlehre“, wo zu meiner Zeit (1942/43) die Pfarrer Graefe zu Baringdorf und Altena die Katechumenen auf die Konfirmation vorbereiteten. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist die Zufahrt zum Kirchplatz. Sie wurde erst durch Abbruch eines Wohnhauses geschaffen. Bis dahin bestanden vier Treppenaufgänge zu der rundum geschlossenen Kircheninsel.
Nach den nächsten Häusern Emschestraße Nr. 42, Gaststätte Roppel, und Nr. 44 befand sich an der Ecke zur Johannisstraße ein großes, breites Fachwerkhaus. Ewert Goldschmid ließ es im Jahr 1580 errichten. Man nannte es „Goldschmids Haus“. Aufgrund der Bauweise galt es einst als Schmuckstück. Leider musste es 1949 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Das Grundstück bietet jetzt Parkmöglichkeiten.
Das Kühlken
Die Tafel „Im Kühlken“, die vor allem den Besuchern das historische Hattingen erläutern soll, führt aus: Da, wo die Johannisstraße auf die Emschestraße stößt, hatte sich eine morastige Mulde gebildet. „Das Kühlken“ wurde sie genannt. Die anliegenden Häuser haben wegen des hohen Grundwasserstandes durchweg hochgelegte Eingänge.
Das Haus „Am Kühlken“, heute Emschestraße 21, ist ein schönes klassizistisches Fachwerkhaus. Es wurde 1816 anstelle eines älteren Vorgängerbaus errichtet und zeichnet sich durch seine streng symmetrische Fassade aus. Im Jahre 1930 war hier Anstreicher-Meister Fritz Langensiepen ansässig. Im Erdgeschoss besteht seit einigen Jahren die Gaststätte „Emsche 21“; das Obergeschoss ist als Wohnung eingerichtet.
Die letzten Meter
Blickt man nun weiter in Richtung Untermarkt, dann folgen links zunächst die Weinhandlung Carl Wichand und anschließend die Rückseiten der am Kirchplatz stehenden Häuser. Rechts im Eckhaus zur Johannisstraße bestand seit dem Jahr 1900 die Bäckerei Rusche. Dahinter war die Einfahrt zum Textilgeschäft des F. Holtsträter, im Trakt nebenan betrieb die Firma eine Altmaterial-Sammelstelle. Das Haus Holtsträter wurde abgerissen, heute ist dort ein Durchgang zum Johannisparkplatz.
Im letzten Gebäude Emschestraße 54 hatte August Dellmann seine Hefehandlung. Die von der Kornbranntweinbrennerei August Weygand bezogene Hefe vertrieb Dellmann im Hattinger Raum.