Hattingen. Pinto-Wallach Sisco hatte man schon aufgegeben. Jetzt leistet er auf dem Stüterhof ganze Arbeit als Westernpferd. Kunst-Aktion sichert Tierarztkosten.

Mut und Hilfsbereitschaft müssen auch mal belohnt werden: Vor dem Schlachter gerettet hat Reitschulbesitzerin Heike Seidel Pinto-Wallach Sisco. Er hat zwar Zahnprobleme – aber leistet in der Schule auf dem Stüterhof ganze Arbeit. Mit einer Kunst-Aktion möchten Kinder und Jugendliche, der Reitverein Infinitus sowie die Sattlerei und Atelier Monetha einen Beitrag zu den Tierarztkosten leisten.

Der 20-jährige Neu-Hattinger hatte Glück. Heike Seidel ist befreundet mit einer Pferdeverkäuferin. Die hatte Sisco, der zuletzt in Hagen gestanden hatte, auf dem Hänger, denn ein Verkauf war geplatzt. „Ich hatte ihr immer mal gesagt, dass ich ein Pferd fürs Westernreiten suche. Sonntags rief sie mich an, sagte mir, er habe komische Zähne, die ihm aber nicht weh täten. Innerhalb von zehn Minuten habe ich zugesagt, ihn zu nehmen. Eine Stunde später war er da“, erinnert sich Heike Seidel an die Ereignisse Anfang des Jahres. 400 Euro „Schlachtpreis“ zahlte sie für Sisco.

Der hat im Westernreiten sogar Turniererfahrung. Den „Professor“ nennen sie ihn auf dem Stüterhof, denn „er fragt die Reitschüler ganz schön ab“, lacht Anne Monetha, die auch Westernreiten unterrichtet: „Sitzt der Reiter schief im Sattel, dreht er sich auch mal nur im Kreis. Sind die Ansagen nicht eindeutig, wartet er auf seine nette Art ab.“ Auf die richtigen Zeichen reagiert er schnell.

Sogar beim Zähneziehen hat er mitgeholfen, berichtet die Besitzerin: „Die Tierärztin sagte, er habe sich richtig dagegen gestemmt, damit sie besser ziehen kann.“ Jedenfalls frisst ihr Schützling seitdem richtig schnell. „Vorher war er eher ein langsamer Esser.“ Der Wallach, der inzwischen schon ein eigenes blaues Geschirr mit weißen Sternen und seinem Namen hat, leidet an einer seltenen Zahnkrankheit, die nach und nach die Schneidezähne zerstört. „Jetzt haben wir erst einmal die oberen sechs ziehen lassen. Die Zähne bewahre ich als Anschauungsmaterial auf. Unten ist es noch nicht so dramatisch, da warten wir noch ab“, so Heike Seidel. Aber früher oder später müssen auch die Beißwerkzeuge raus. Dennoch kann Sisco futtern: Ihm reicht dazu der Kiefer. Friedlich grast er auf der Weide in der Nähe der Straße An der Egge mit seinen neuen Pferdefreunden.

Pferdebilder auf Leinwand

Währenddessen malen junge Mädchen, angeleitet von der Gestaltungspädagogin und Sattlerin Anne Monetha, ihr eigenes Pferdebild auf Leinwand. Die meisten grundieren mit Wiese und Himmel. Lilli (9) möchte ihr Pferd im Scheinwerferlicht stehen lassen. Die Werke sollen in Kürze bei Ebay versteigert werden. Der Erlös geht zur Hälfte an den Tierschutzverein „Schutzengel für Tiere“. Die andere Hälfte ist für Siscos Zahnbehandlung. Damit er schmerzfrei Heu und Gras fressen kann.