Hattingen. Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland in Hattingen gegründet. Jens Lingemann litt unter Mangel an Informationen.

Der Gründer und Verantwortliche der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland kann an diesem Nachmittag nicht beim monatlichen Treffen der Selbsthilfegruppe Ruhrgebiet-Hattingen dabei sein. Jens Lingemann (52) hat mit dem warmen Wetter zu kämpfen. „Temperaturen über 22 Grad stellen für ihn körperlich eine Riesenbelastung dar“, sagt die Gruppenleiterin Heike Herold-Lingemann (48), die die etwa 50 Anwesenden, darunter sieben Neulinge begrüßt: „Ich wünsche allen viel Spaß und einen anregenden Vortrag.“

Lungensport in der Gruppe lautet heute das Thema, dazu haben die Lingemanns eigens einen Experten eingeladen: Dr. Sebastian Teschler (32), Physio- und Atmungstherapeut aus Essen. Dass es gerade für Menschen mit schweren Atemwegserkrankungen „wichtig ist, regelmäßig Sport zu treiben“, betont der Essener. Zwar könnten Betroffene auf Dauer ein Fortschreiten ihrer chronischen irreversiblen Erkrankung nicht verhindern, wohl aber die Verschlechterung des Krankheitsbildes verlangsamen – etwa durch Bewegungs- und Kräftigungsübungen. Zudem erlerne man beim Lungensport Atemtechniken und das Atmen erleichternde Körperhaltungen.

Dass bei den monatlichen Zusammenkünften möglichst oft Fachvorträge angeboten werden, darauf legen Lingemanns Wert. Wohl auch, weil sie selbst wissen, wie schlimm es ist, „informationslos zu sein“. Als Jens Lingemann, der bis dato „ein Leben auf der Überholspur“ führte, 2000 die Diagnose COPD – chronisch obstruktive Lungenerkrankung – mit Lungenemphysem erhielt, da wussten weder er noch seine Frau damit etwas anzufangen. Und sie wurden auch von den Ärzten nicht hinreichend aufgeklärt. Dabei gibt es allein in Deutschland mehr als 6,8 Millionen COPD-Erkrankte; hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer, so Heike Herold-Lingemann. Viele Erkrankte – zu 90 Prozent Raucher – ignorieren zunächst die typischen Symptome: Auswurf, Husten, Atemnot. Oder sie denken, sie hätten eine harmlose Bronchitis.

Menschen dafür zu sensibilisieren, bei solchen Symptomen zeitig einen Lungenfacharzt aufzusuchen und ihnen eine Anlaufstelle zu bieten, bei der sie im Fall der Fälle Tipps erhalten, mit einer solchen Diagnose richtig umzugehen, das ist das Anliegen von Jens Lingemann. Deshalb hat er 2001 die Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland gegründet. Als er merkte, dass Menschen nicht nur Informationen im Internet, per Mail, per Telefon, sondern auch den direkten Kontakt suchen, wurden 2006 erste regionale Selbsthilfegruppen gegründet – so auch die Gruppe Ruhrgebiet-Hattingen für Betroffene und Angehörige. „In den Gruppen erfahren sie unmittelbar, dass sie mit ihrer Erkrankung nicht allein sind“, so Heike Herold-Lingemann.

Und „dass das Leben trotz der Diagnose COPD/Lungenemphysem noch viel Schönes bereithält“, wie Jens Lingemann es jüngst in einem Patientenratgeber formulierte. Dies hätte er den sieben Neulingen dieses Tages gewiss auch gern persönlich gesagt.