Hattingen. Kleine Knipsen ermöglichen mehr Originalität als Qualität. Den Ausdruck liefern die Kameras sofort. Einfachste Modelle ohne Speicher und Zoom.
Instant-Kaffee, lange verpönt, ist längst wieder „in“. Da will sie nicht zurück stehen: Die Instant-Kamera drängelt sich selbstbewusst nach vorn. „Sie ist wieder da“, besagt eine Werbetafel im Schaufenster des Fotofachgeschäfts an der Große Weilstraße. Polaroid Sofortbild-Kameras dominieren die Auslage. „Sie sind wieder im Kommen“, glaubt Hans-Peter Schuffert.
In den vergangenen zwei, drei Jahren habe er immer wieder Nachfragen gehabt. Auch nach Filmen für alte Kameras. Der ehemalige Mitarbeiter dieser Zeitung und seit 2006 Inhaber des Ladens, den er gerade von Tischler umbenennt in „Flash - Foto-Technik und -Studio“, weiß auch, was den Reiz der Sofortbildkameras ausmacht: „Sie sind beliebt für Feiern, wenn man Fotos sofort braucht, zum Beispiel für ein Gästebuch“, erklärt er. Und lässt uns die neue Generation testen.
Die wichtigste Nachricht: Die fertigen Fotos belegen auch bei den gerade aktuellen Modellen, dass es bei diesen Bildern mehr um Originalität als um Qualität geht. Obgleich in modernem, bunten Design, erinnert das günstigste Modell an alte Zeiten: kein Display, keine Speicherkarte, kein Zoom – ein simpler Schalter hilft, die Belichtung grob einzustellen. Er hat was von den alten Rädchen zum Filmweitertransport. Die fast quadratische Kamera wirkt schwer – ist aber tatsächlich federleicht und gibt die visitenkartengroßen Fotos oben aus.
Ein anderes Modell spielt dem Benutzer den Ausdruck seitlich in die Hände. Die dritte Kamera im Bunde, die Z340, spuckt die Fotos, die immerhin schon eine Größe von 7,6 mal 10,2 Zentimetern haben, vorne aus. Sie verfügt auch über eine Speicherfunktion, ist flach, mit Zoom, Display, Selbstauslöser – und sie ist schwerer.
Sie darf mit uns auf die Straße. Wie war das noch mal? Ach ja, erst einschalten, dann Display per Schalter ausklappen. Draufhalten. Knipsen. Von Fotografieren zu sprechen, wäre arg hoch gegriffen. Der Zoom ist nicht gleitend, sondern ackert sich in ruckartigen Etappen an sein Objekt heran.
Was sind das denn für lilafarbene Streifen auf dem Display? Das Gegenlicht, sagt der Fotokollege, macht mir zu schaffen, als wir vor dem Bügeleisenhaus stehen. Egal. Ich möchte ja nur einen Schnappschuss machen. Etwas lästig für Spaßfotos: Eine Hand reicht zur Bedienung der Kamera nur schwerlich aus. Dafür kann ich mir das Bild vor dem Ausdrucken erst ansehen, eventuell noch mal draufhalten – wenn mein Model sich doch beim Auslösen grad mal wieder hinter seiner großen Kamera versteckt hatte. Als ich zufrieden bin, drücke ich schlicht auf den Druckerknopf – und in weniger als einer Minute ist das Bild da.
Eindeutig ein Vorteil gegenüber beispielsweise der alten Polaroid Land Swinger mit Chemie im Gehäuse, die ein Bild ausgab, das man erst noch vom Papier trennen und trocknen lassen musste. Schuffert kramt ein solches altes Schätzchen aus einem seiner Unikate-Kartons. „Da sind Kameras drin, von denen ich dachte, dass es sich lohnt, sie aufzuheben.“ Darunter ist auch eine Polaroid 1200i. „Das war das letzte Modell, bevor die damals vom Markt kamen“, so Schuffert. Und ihr Design ist dem Nachfolger, den ich in den Händen halte, am ähnlichsten. Die Zeit wird zeigen, ob die Bilder länger halten als die aus den Veteranen unter den Kameras. Denn so manches meiner Polaroid-Fotos von damals lässt heute nur noch vermuten, was darauf zu sehen gewesen sein mag.