Hattingen. Rüberg: Bei der Infrastruktur fehlen der Bogestra allein bis zum Jahr 2025 rund 170 Mio Euro. Bei der Hauptversammlung des Verkehrsunternehmens überwog das Lob allerdings deutlich.
Viel Lob, vereinzelte Kritik wegen nicht passenden Anschlüssen zu Nachbarstädten bzw. Regionalbahnen und zu geringer Anpassung an die veränderten Arbeitszeiten der Bevölkerung gab es bei der Hauptversammlung der Bogestra am Wochenende in Gelsenkirchen. Nur etwa 80 Kleinaktionäre fanden neben den Vertretern der Haupanteilseigner den Weg in den gut gekühlten Saal. Ohnehin sind nur 0,2 Prozent der Bogestra-Aktien in privater Hand. Die Dividende für die Aktionäre besteht – neben dem gedruckten Geschäftsbericht – im leckeren Mittagsessen im Anschluss an die Versammlung.
Dr. Burkhard Rüberg, Bogestra-Vorstand Finanzen, Marketing und Kundenservices, beschränkte sich in seiner Rede nicht auf die Erläuterung der – eher positiven, die WAZ berichtete – Bilanz des Geschäftsjahres 2012. Er verteilte auch Mahnungen an die Politik. Wenn nicht umgehend in die gesamte Verkehrsinfrastruktur investiert werde, stünde man bald vor einer „wirtschaftlich perversen Konstellation“. Dann würden die Kosten für Sanierungsarbeiten höher als die Finanzierung von Neubaumaßnahmen.
7,2 Milliarden Euro fehlten jährlich bundesweit für Investitionen in die Infrastruktur, so Rüberg. Bei der Bogestra selbst bestehe bis 2025 eine Deckungslücke von 170 Millionen Euro. Die Alternativen sind seiner Meinung nach eine steuerbasierte Lösung oder eine PKW-Maut.
Dirk Grenz vom Regionalverband Ruhr des Fahrgastverbands ProBahn reicherte sein Lob für die Bogestra mit einigen Anregungen an: So sei es heute wohl eher nicht mehr nötig, Bahnen ab vier Uhr morgens im zehn Minuten-Takt etwa in Wanne-Eickel zu m Hannibal-Zentrum in Bochum fahren zu lassen, da heute dort eher Dienstleister als Stahlarbeiter im Schichtdienst arbeiteten. Stattdessen wäre es vermutlich hilfreicher, den engen Takt abends bis nach Ladenschluss länger beizubehalten. Der 30-Minuten-Takt ab 20 Uhr sei nicht zeitgemäß. Allzu optimistisch seien zudem oft die Anschlussvorschläge bei den Routenplänen des VRR. Binnen einer Minute von der Regionalbahn oben in die Stadtbahn unten umzusteigen, das dürfte nicht einmal einem gut trainierten jungen Menschen gelingen.
Lob hatten die Aktionäre explizit noch für die neuen Servicekräfte in den Bahnen und das gedruckte reale Fahrplanheft, Verbesserungsbedarf sah Dirk Grenz vom Verkehrsclub Deutschland noch bei den Anschlüssen zu benachbarten Nahverkehrsunternehmen im VRR.
Der Entlastung für Aufsichtsrat und Vorstand stimmten alle außer einer Kleinaktionärin zu.