Hattingen. Heinz Offermanns (71) leitet die Selbsthilfegruppe Morbus Parkinson, Ehefrau Brigitte (64) unterstützt ihn. Bei den Treffen die Erkrankung auch mal vergessen.

Aus dem Lautsprecher erklingt folkloristische Musik, Karin Bregar (70) bittet zum Tanz. Die Übungsleiterin für Seniorentanz ist an diesem Nachmittag bei der Selbsthilfegruppe Morbus Parkinson im Altenheim St. Josef zu Gast und zeigt, wie gut es sich selbst dann noch tanzen lässt, wenn der eigene Körper nicht mehr voll funktioniert.

Regelmäßige Bewegung sei ganz wichtig für Morbus-Parkinson-Erkrankte, weiß Heinz Offermanns nicht zuletzt aus eigener Erfahrung. Vor sieben Jahren hat der heute 71-Jährige die Leitung der Parkinson-Selbsthilfegruppe übernommen. Erst wenige Wochen zuvor hatte er von seiner eigenen Erkrankung erfahren. Mach es, habe seine Frau Brigitte (64) gesagt. Das sei viel besser als zu Hause rumzusitzen und sich von allem zurückzuziehen. „Das“, sagt er, „ist in der Tat das Schlimmste, das man als Betroffener tun kann!“ Man müsse vielmehr bereit sein, „mit der Erkrankung zu leben“.

Gut 50 Mitglieder (darunter einige Angehörige) ab 60 Jahren aufwärts hat Heinz Offermanns’ Gruppe, etwa halb so viele erscheinen jedes Mal zu den Treffen (die regelmäßige Ausflüge sowie eine Gymnastikgruppe ergänzen). Kaffee und Kuchen gibt es bei diesen Zusammenkünften. Wert legen Heinz und Brigitte Offermanns (die ihren Mann im Amt unterstützt) aber auch auf ein abwechslungsreiches Programm.

Zwar spreche man bei den Treffen, klar, fast immer auch über Parkinson. Über den neuesten Stand der Therapiemöglichkeiten. Über die Ängste vor den krankhaften Veränderungen des Körpers: Kribbeln, Zittern, Vergesslichkeit, unkoordinierte und verlangsamte Bewegungen, Muskelstarre. Doch Offermanns achten darauf, dass nicht stets ein Arzt oder Therapeut etwas vorträgt. „Die Leute“, sagt er, „sollen ihre Erkrankung auch mal für einige Stunden vergessen können. Und Spaß haben.“ Etwa heute, bei der Tanzstunde mit Karin Bregar.

Die Hattingerin lässt gerade alle die Mitglieder der Selbsthilfegruppe, die ohne größere Probleme noch einige Zeit stehen können, den bulgarischen „Ciro“ tanzen, dazu fassen sich alle an den Händen und bewegen im Takt der Musik Arme und Beine. Dann folgen weitere Tänze. „Wir machen hier alles“, betont Bregar. „Außer Rumhüpfen.“ In der Tat: Selbst ein Walzer gelingt hier und heute (wenn man die Drehung mit den Händen anstatt den Füßen vollzieht). – „Niemals aufgeben!“: So übrigens lautet bei Hattingens Parkinson-Regionalgruppe die Parole.