Hattingen. . Extraschicht begeistert mit Metalloid und Theaterpartisanen, Impro-Theater, Rockorchester Ruhrgebeat, Lichteffekten, Industriekulisse und japanischen Trommlern über 6000 Besucher

Bei der 13. Auflage der Extraschicht gab es einige moderne Inszenierungen, die die Industriekultur in den Mittelpunkt rückten. Schon alleine die Kulisse ist beeindruckend. Auf dem alten Industriegelände ist modernes Leben.

In der Gießhalle stellen sich manche auf die alten Anlagen, um besser sehen zu können, was die Gruppe „Metalloid“ präsentiert. Sie machen Musik mit Werkzeugen. Mit Ketten, Stangen, Sägen, Eimern. Damit stellen sie einerseits die Vorgänge der alten Arbeit dar, die hier vor 50 Jahren bewerkstelligt wurde, andererseits begleiten sie sich zu lyrischem Sprachgesang. „Ja, ich weiß, woher ich stamme. Ungesättigt, gleich der Flamme“, trägt einer vor, der somit ein alter Arbeiter sein könnte. „Ich bin das letzte Biest im Himmel“, singt ein anderer. Erst flüstert er, dann wird er lauter und aggressiver. Manchen Besuchern ist das zu laut, sie gehen wieder, vor allem den Kindern gefällt es nicht. „Sicherlich ist das gewöhnungsbedürftig, aber wenn man eine Weile zuhört, gefällt mir die Idee ganz gut“, sagt Ingrid Fröhlich (53).

Das Programm der Extraschicht 2013 soll laut der Ruhr Tourismus GmbH im Zeichen der „Jungen Szene Ruhr“ stehen. Junge Leute sind auch im Industriemuseum unterwegs. Nicht nur als Gäste, sondern auch als Mitwirkende des Programms. Die Theaterpartisanen, die sich in weißer Schlafkleidung und Mütze, mit einem großen Kissen unter dem Arm, hin und her bewegen. Auf einem alten, verrosteten Waggon machen sie halt und legen sich in einer Reihe schlafen. Der Schmutz stört sie nicht. Doch jeder möchte in der Mitte liegen und verdrängt die anderen immer. Manchen wird es zu bunt und sie versuchen im Stehen zu schlafen. Die Gäste im Museums-Biergarten schauen der wortlosen Inszenierung amüsiert zu. Auch für die ganz jungen Gäste ist das eine spannende Nummer. „Die sind ja witzig, stellen sich aber auch blöd an“, so Felix (6).

Theater für Groß und Klein wird im Bessemer Stahlwerk gespielt. Das Theater Dortmund spielt Stücke der Gebrüder Grimm, etwa Rumpelstilzchen. Außerdem gibt das Impro-Theater Frizzles ein Gastspiel. Sie sind auf Vorschläge aus dem Publikum angewiesen, denn sie spielen spontan. So besteigen sie zusammen das Bottroper Tetraeder. Dann müssen sie ein Auto waschen. Das machen sie einmal nur mit Reimen, einmal nur tänzerisch und einmal in Form von einer Oper. Die Stimmung im Stahlwerk ist gut. Auch später in der Gebläsehalle, wo das Rockorchester Ruhrgebeat spielt.

Musikalischer Höhepunkt kurz vor Mitternacht: die japanischen Trommler „TentekkoTaiko“. Auf ihren großen Trommeln ließen sie zu Lichteffekten die Henrichshütte in einem besonderen Flair erstrahlen. Das stimmte auch Museumsleiter Robert Laube zufrieden. „Die gesamte Organisation hat geklappt und das Programm war gut, die neuen Nummern haben sich gelohnt.“ Die Zahl der Besucher liegt bei 6340, „das hätte ich nicht erwartet“.