Hattingen. Die Reha-Klinik in Holthausen feiert ihr 20-jähriges Bestehen am Samstag mit einem Tag der offenen Tür und einem großen Fest. Für Hattingen ist das Haus ein medizinisches Aushängeschild.

Das Haus am Hagen feiert Geburtstag. 20 Jahre Reha-Klinik Holthausen sind der Anlass für einen Tag der offenen Tür, der am Samstag um 11 Uhr beginnt, und ein großes Fest am Nachmittag. Über Medizin damals und heute, über die Besonderheiten und den Stellenwert der Hattinger Helios-Klinik sprach WAZ-Redakteur Ulrich Laibacher mit dem Ärztlichen Direktor der Rehabilitations-Klinik, Dr. Axel Petershofer.

Sie feiern Ihr 20-jähriges Bestehen heute sehr groß. Warum eigentlich?

Petershofer: Weil es 20 Jahre eines Erfolgsmodells sind. Der Start dieses Hauses mit dem Team von Professor Ischebeck war seinerzeit der Beginn einer ganz besonderen medizinischen Versorgung, die es damals im Ruhrgebiet so gut wie gar nicht gab.

Eine Pionier-Leistung also?

Ja. Der Erfolg hat sich vor 20 Jahren sehr schnell eingestellt, weil die Medizin große Fortschritte gemacht hat und der Bedarf an Rehabilitations-Plätzen rasant gestiegen ist. Es ist ja so lange noch gar nicht her, das man einen Schlaganfall mit einem Aderlass behandelt hat. Heute werden Katheter millimetergenau am Tumor platziert. Die Überlebenschancen sind größer. Und die Heilungschancen natürlich auch, weil die Reha ganz andere Möglich­keiten hat.

Welche?

Das Spektrum unserer Fachklinik für Neurochirurgische und Neurologische Rehabilitation umfasst elf Therapierichtungen mit insgesamt rund 300 Therapieangeboten. Damit sind wir führend in Nordrhein-Westfalen. Wir können Patienten nach Unfällen, Schlaganfällen oder Gehirnoperation gezielt behandeln und sie nach und nach wieder ins Alltagsleben eingliedern. Das kann Tage, aber auch Monate dauern. Jede Behandlung ist individuell. Vor 40 Jahren war das anders. Ich erinnere mich, dass meiner Großmutter wie allen anderen Patienten jener Zeit Ziegelsteine unter die Bettfüße gelegt wurden, damit das Aussteigen etwas leichter war. So etwas wie Ergotherapie kannte man noch nicht.

Worauf haben Sie sich besonders spezialisiert?

Auf Kinder und Jugendliche. Auch sehr kleine und sehr schwer erkrankte Kinder behandeln wir mit großem Erfolg. Es gibt dafür 60 Betten. Und begleitende Betreuung wie etwa unsere Krankenhaus-Schule mit Unterricht in allen Schulformen oder auch eine Schreinerei, in der Jugendliche Einstiege in den Beruf üben können. Ein weiteres besonderes Angebot machen wir Patienten mit schweren hirnorganischen Störungen, die unter Gedächtnis­störungen oder unangepassten Verhaltensweisen leiden. Für sie gibt es eine geschlossene Station mit einem eigenen Garten.

Wie sehen Sie Ihren Stellenwert in der Stadt Hattingen.

Wir fühlen uns sehr eingebunden, und das nicht nur als einer der größten Arbeitgeber. Viele unserer 550 Mitarbeiter wohnen in dieser Stadt. Die Helios-Reha-Klinik arbeitet eng mit den Ärzten in Hattingen zusammen, strahlt aber wegen ihres speziellen Angebote auch weit ins Umland hinaus.

Apropos Personal: Auch da gehen Sie neue Wege?

Ja. Wir haben schon vor Jahren ­Ärzte aus Georgien gezielt zu uns geholt. Jetzt sind sechs junge ­Pflegekräfte aus Spanien dazugekommen, die eine neue Perspektive suchen.

Was ist Ihr Wunsch für die nächsten 20 Jahre?

Dass sich Politik und Krankenkassen davon überzeugen lassen, dass der Rehabilitation im Gesundheitswesen eine besondere Wertschätzung zukommen muss. Natürlich ist Notfallversorgung in Akut-Krankenhäusern wichtig. Aber Reha-Kliniken sind es eben auch. Vor allem dann, wenn man so gut aufgestellt ist wie wir.