Um „Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken“ Hattingens ging es jetzt in Bezug auf die kulturelle Entwicklung in der Gebläsehalle. Die letzte Amtshandlung von Walter Ollenik. Heute, an seinem letzten Arbeitstag, verabschiedet sich der Architekt, der nicht nur mit Stadtmuseum, Rathaus und Morandini-Tor, sondern auch mit Kindergärten deutlich sichtbare Spuren in Hattingen hinterlassen hat und 35 Jahre in unterschiedlichen Bereichen bei der Stadt beschäftigt war.
Darauf stößt Ollenik, der von sich selbst sagt, „ich trag’ mein Herz auf der Zunge“, an diesem Freitag mit seinen Kollegen an. Dieser Eigenschaft verdankt er wohl auch, dass er in Hattingen landete. „Für die Kommunikation bringt sie Vorteile.“ Eigentlich wollte er woanders in den Staatsdienst. Mitbewerberinnen, die kein Wort gesagt haben, hätten Stellen. Ihm nahm der zuständige Baudirektor damals die Antwort auf die Frage übel, warum so ein kreativer Kopf den Job haben wolle: „Es ist an der Zeit, dass die Besten Beamten werden.“
Altstadt ist Alleinstellungsmerkmal
Mit Stadtdirektor Augstein sei er dagegen super klargekommen. Er habe andere Standpunkte wirklich kennenlernen wollen. Und traf eine Entscheidung, so Ollenik, die zur damaligen Zeit nicht angesagt war: für die Sanierung der Altstadt. Sonst könnte Hattingen heute nicht mit diesem Pfund wuchern. Und wäre kaum bei der Ausstellung „Historische Stadt- und Ortskerne in NRW – Hattingen mittendrin“, die am 19. Juli eröffnet wird. Selbstverständlich mit Walter Ollenik. Der Denkmalpfleger in ihm hofft, dass die Stadt dieses Pfund noch lange pflegen kann. „Die Altstadt ist ein Alleinstellungsmerkmal.“ Das müsse bekannter in der Region werden.
Auf die Leitung im Bauordnungsamt folgte das Hochbauamt. Wo sich der Architekt austoben konnte. Der Umbau des Stadtmuseums war für ihn ein Höhepunkt. Schade findet der 65-Jährige, dass er beim weiteren Ausbau des Rathauses nicht dabei ist. Auch der Umzug an die Lessingstraße hätte den Leiter des Fachbereichs Weiterbildung und Kultur nicht geschreckt, sondern wäre eine spannende Herausforderung gewesen.
Am Donnerstag kämpft er noch mit der Herausforderung, alles in Kisten zu packen. Sie stapeln sich in seinem Büro an der Bredenscheider Straße. Die Regalwand ist leer. An einer Lampe klebt ein Schild „Kamburg“. Sie geht an die VHS-Leiterin. Das Modell der Stele vor dem Stadtmuseum wandert nach Blankenstein. Der „Nachlass“ will verteilt sein – auf Kultur, historische Stadtkerne und Stadtmarketing. „Das hätte heute wenig zu tun“, so Ollenik, gäbe es die Altstadt nicht.
Angesichts des Ruhestands überkommt Walter Ollenik ein komisches Gefühl. Bisher hatte er keine Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Früh aufstehen ist sowieso weiter angesagt: Sohn Luca will zur Schule gebracht werden.