Hattingen. . Gabriele von Scheidt und Friedhelm Overbeck bringen Atelier-Leben in ungewöhnliche Immobiliein Welper. Großer, heller Raum und für Künstler eine Kühlkammer

Das Ding vor der Tür zum Atelier ist keine rostige Garderobe, sondern ein Fleischhaken. Er spielt auf die Vergangenheit des Gebäudes an der Marxstraße in Welper an, in dem sich Gabriele von Scheidt und Friedhelm Overbeck künstlerisch austoben, die früher dem Kunstverein vorstanden. Der Ort, der bei Autoren von Gruselgeschichten mit Sicherheit die Phantasie beflügelt und eine optimale Plattform bietet, war auch für die beiden Hattinger ein gefundenes Fressen: „Vorne, an der Straße, wurde im Laden verkauft, hier hinten produziert.“

Allerdings läuft bei ihnen kein düsteres Kopfkino ab, wenn sie einzeln oder zusammen dort malen, zeichnen, entwerfen, Collagen bauen oder Beiträge für den Dortmunder Kunstpreis DEW 21 oder die Ausstellung Verortet in Recklinghausen ab September vorbereiten. Gabriele von Scheidt spricht der architektonische Charme des Interieurs an, „der Ort hat mich fasziniert“. Passend dazu packt sie abgeschnittene Tierköpfe aus.

Hellgelbe Fliesen

Eine leerstehende Immobilie, wie sie auch Valentina Hildermann von der Gartenstadt Hüttenau eher selten vermietet. Die Immobilienkauffrau stellt sich als frühere Schülerin der Realschullehrerin heraus, die in ihrer Freizeit Kunstwerke schafft und sich freut: „Da lernst Du jetzt auch mal mein anderes Leben kennen.“ Der Raum, in dem das Mobiliar schnell zusammengepackt werden kann, ist groß genug für beide Künstler. Die Wände sind hellgelb gefliest. „Schmale hohe Fliesen wie im Schwimmbad“, so von Scheidt, die „nur zwei Minuten entfernt“ wohnt. Dazu kommen zwei Kühlkammern, in denen die Utensilien getrennt verstaut werden können. Wenn sie sich farblich zu sehr austobt, könnte die Hattingerin theoretisch sogar die Wände einfach abspritzen.

Ihr verstorbener Kater hat in der Hinsicht manche Sauerei zu Hause angerichtet, wenn er durch blaue Farbe lief. Ihm verdankt sie die Entdeckung des Kleinods. Wenn schon keine Katze mehr ins Haus sollte, wollte sie sich wenigstens beim Katzenschutzbund engagieren. Schaute durch die Glasbausteine, die die Gartenstadt Hüttenau inzwischen durch Fenster ersetzt hat, und fragte sich: Was ist da wohl?

Jetzt ein Künstlerpaar bei der Arbeit. Das sich auf die „Produktion“ von Kunstwerken konzentriert. Und in Recklinghausen den Bismarckplatz ausgesucht hat, der an den Krieg erinnert. Gabriele von Scheidt wird ihn künstlerisch zerteilen und etwas Neues zusammenbauen. Ihr Partner verortet eine surreale Treppe im Park, die schräg steht. Zu Hause ist wieder Vorsicht angesagt: Overbeck ist beim Katzenschutzbund fündig geworden.