Der kalendarische Sommer ist noch keine zwei Wochen alt, da stehen in vielen Modegeschäften der Stadt längst alle Zeichen schon wieder auf Herbst. Obwohl der Frühling kaum vorbei ist, hat der Sommerschlussverkauf in vielen Hattinger Läden bereits begonnen. Die Schaufensterläden sind vollgekleistert mit knallbunten „Sale“-Aufklebern, riesige Prozentzeichen prangen auf den Scheiben. Manche mit einer 20, einer 50 oder sogar einer 70 davor.

Mit SSV schon im Mai begonnen

„Es wird von Jahr zu Jahr früher“, beklagt sich Andrea Zich, die die Voswinkel-Filiale an der Hegger-straße leitet. Sich gegen den verfrühten Sommerschlussverkauf zu wehren, sei unmöglich. Zu groß der Konkurrenzdruck. „Wenn wir nicht mitziehen, gehen die Kunden eben zu einem anderen Laden“, sagt Zich. Bereits Anfang Juni habe man in dem Schuhgeschäft angefangen, erste Waren zu reduzieren. Andrea Zich glaubt, dass sich der SSV-Start in den vergangenen Jahren um mindestens einen Monat nach vorne verlagert hat. Womit das zu tun hat? „Ich denke, die Kunden achten einfach noch stärker auf das Geld.“

Ein paar hundert Meter weiter oberhalb auf der Heggerstraße in der Damenboutique von Gabi Haupt – das gleiche Bild. Wieder „Sale“-Aufkleber, wohin man sieht. Mit Preisnachlässen von 25 Prozent befindet sich das Geschäft im guten Durchschnitt. „Es ist furchtbar“, stöhnt die Inhaberin. „Die Ladenbesitzer machen sich gegenseitig einen wahnsinnigen Konkurrenzkampf.“ Bei SSV-Angeboten, die Nachlässe von bis zu 70 Prozent vorsehen, könnten manche Geschäfte kaum noch Gewinn erzielen. Ebenso schwierig sei es aber, sich dem frühen Sommerschlussverkauf zu entziehen.

Seit sechs Jahren führt Gabi Haupt die Damenboutique an der Heggerstraße. Jedes Jahr habe sich der Sommerschlussverkauf etwas nach vorne verlagert. Den Rekord halte ein Hattinger Geschäft, das bereits im Mai mit dem SSV begonnen habe, erzählt sie. „Das kann es doch nicht sein.“ Gerne denke sie zurück an die Zeit, als die ersten SSV-Aufkleber frühestens Ende Juli in den Schaufenstern klebten. „Doch die Zeiten sind lange vorbei. Mittlerweile kommt Mitte Juli ja schon die Herbstmode rein.“

Während sich die Händler beklagen, freuen sich die Kunden über günstige Angebote. So auch Rutha Offermann, die bei Voswinkel gerade nach Sommerschuhen guckt. „Ich finde den Start des Sommerschlussverkaufs nicht zu früh. Ich habe drei Kinder, da muss man halt auch schon mal auf den Preis achten.“